Im Interview mit der Tageszeitung „Corriere della Sera“ spricht Industrieminister Corrado Passera von einem „großen Vertrauensgewinn“, den die neue Regierung unter Mario Monti wieder hergestellt habe.Die Krise sei noch nicht zu Ende, es sei jedoch Licht am Ende des Tunnels in Sicht, unterstrich der Industrieminister.„Wir haben ein ähnliches Schicksal wie Griechenland riskiert“ „Wir haben riskiert, ein ähnliches Schicksal wie Griechenland zu erleiden. Jetzt haben wir einen Wachstumsplan vorliegen, zahlreiche Maßnahmen sind bereits beschlossen worden. Jeder Minister ist gefordert, seine Aufgaben gut zu machen, um Italien wieder auf den Weg des Fortschritts zurückzuführen“, so Passera, der jedoch im Interview auch die Europäische Union aufforderte, ihren Teil beizutragen, allen voran ging dieser Appell Passeras an Deutschland.Es brauche mehr Pragmatismus, mehr Visionen, mehr Entscheidungsfreudigkeit auf EU-Ebene, forderte der Minister.„Europa muss sich dem Rest der Welt beweisen“„Deutschland ist das Land, welches die größten Vorteile nach der Einführung des Euro hatte. Als Leader muss es seine Einigungsrolle wahrnehmen. Europa muss den Mut haben dem Rest der Welt klarzumachen, dass es bestehen wird, bestehen will. Wenn jedoch nur Eigeninteressen dominieren, dann ist das nicht machbar.“Dass in Italien die soziale Kluft immer größer werde, gab Passera zu. Vor allem die hohe Arbeitslosigkeit sei erschreckend. „Für die italienischen Familien wird die Angst vor der Zukunft immer größer“. Hier müsse die Regierung ansetzen und neue Arbeitsplätze schaffen.„Die Politik muss sich nicht nur mit dem Bruttoinlandprodukt und den Staatsbilanzen messen, sondern auch zeigen, wie viele Jobs sie schaffen kann.“ „Wir haben nicht nur Steuern erhöht“ Den Vorwurf, dass die bisherigen Maßnahmen vor allem Steuererhöhungen und Neu- bzw. Wiedereinführungen von Steuern gebracht hätten, wies Passera zurück. „Im Maßnahmenpaket ‚Salva Italia‘ sind sechs Milliarden Euro für Unternehmen vorgesehen, vier Milliarden für Familien und 20 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen“, so Passera.Weitere Dekrete werden folgen: (Vorerst) keine neuen Steuern Aber: Noch sei lange nicht Schluss. Passera kündigte weitere Dekrete an, eines oder auch mehrere pro Monat.Auf die Frage, wie sich Italien immer wieder neues Geld beschaffe, antwortete der Industrieminister: „Sicherlich nicht mit neuen Steuern.“Steuerkontrollen in Skigebieten: „Richtig so“ Auch die ausgedehnten Steuerkontrollen in den beliebtesten Wintersportgebieten Italiens, die in Cortina ihren Anfang nahmen, waren Thema des Interviews. Die Steuerhinterziehung sei eines der größten Probleme Italiens, meinte Passera. „Wir müssen dagegen ankämpfen. Familien und Unternehmen zahlen zu hohe Steuern. Das ist nicht gerecht. Es müssen alle zahlen“.Im Interview versicherte Passera außerdem, dass das italienische Bankensystem trotz der Krise solide sei. „Die Banken leiden unter der Wirtschaftskrise, sie sind aber vom strukturellen Standpunkt gesund und stark.“Die Pläne der RegierungIndustrieminister Corrado Passera stellte vor kurzem einen umfangreichen Liberalisierungsplan vor, der mehrere Wirtschaftsbereiche, darunter Energie, Handel und Verkehr, betrifft.Die Regierung Monti plant unter anderem Maßnahmen zur Reform der Berufsverbände. Die Mindesttarife von Ärzten, Notaren, Steuerberatern und Rechtsanwälten sollen aufgehoben werden.So soll stärkere Konkurrenz entstehen, was zu einer Senkung der Verbraucherpreise führen soll. Die Ladenöffnungszeiten sind bereits mit Jahresbeginn liberalisiert worden.Beide Vorschläge stoßen der Landesregierung sauer auf. Landeshauptmann Luis Durnwalder hat bereits angekündigt, alle Kompetenzen auszuschöpfen, und gegebenenfalls auch gerichtlich zu intervenieren.joi/mit