Das Land hebt sich sowohl von den regionalen als auch von den Welttendenzen ab, indem es statt ein Prozent wie die EU und 2,5 Prozent wie die Welt 3,4 Prozent an Entwicklung zunimmt. Dies wird hauptsächlich durch die Investitionen in Hochtechnologie erreicht, wobei dies aus EU-Geldern von 30 Milliarden Euro und ebenso viel Direktinvestitionen aus dem Ausland zustande kommt. Es wird prognostiziert, dass dieser Trend anhält.<BR /><BR />Nachdem die jüngsten Wahlen eine liberal-bürgerliche Regierung anstelle der konservativ-autokratischen gebracht haben, versucht diese die autokratischen Ausrichtungen der Vergangenheit auszubügeln. Dies ist schwierig, weil man diese bei Justiz und Massenmedien einbetoniert hatte und der zur Verliererseite gehörende Staatspräsident alle Knüppel, die er hat, dem Bestreben entgegensetzt.<BR /><BR />Am vergangenen 18. Mai fand die Präsidentenwahl statt, die einen massiven Rechtsruck gebracht hat: Der favorisierte pro-europäische Regierungskandidat Rafal Trzaskowski setzte sich zwar mit 31,36 Prozent nur knapp gegen seinen rechtskonservativen Kontrahenten Karol Nawrocki mit 29,54 Prozent durch, während zwei rechtsextreme Kandidaten mehr als 20 Prozent der Stimmen erhielten und als Königsmacher gelten. Experten sehen in der bevorstehenden Stichwahl am 1. Juni eine „sehr schwierige Aufgabe“ für Trzaskowski.<BR /><BR />Polens Außenpolitik bewegte sich zwischen dem bedingungslosen Transatlantizismus, dem selbstbewussten Auftreten in der EU und dem historisch bedingten Misstrauen zu Russland. Letzteres ist bedingt durch die Besetzung von Ostpolen 1939 und die Westverschiebung im Interesse der Westerweiterung der Sowjetunion. Zudem ist die zu Russland gehörige Enklave Königsberg/Kaliningrad – sie befindet sich an der Ostsee zwischen Polen und Litauen – nur 400 Kilometer von der polnischen Hauptstadt entfernt und bis an die Zähne bewaffnet. Das ganze Gebiet ist ein Militärstützpunkt. Eine Rakete erreicht binnen 3 Minuten Warschau, sodass für eine Gegenmaßnahme keine Zeit bleibt. <BR /><BR />Neben den großen Problemen der Außenpolitik sind in Polen auch kleinere Probleme vorhanden. Mit Deutschland sind die Beziehungen z. B. wegen des Anspruchs Warschaus auf weitere Wiedergutmachungen getrübt. Die traditionelle Freundschaft mit Ungarn ist nach dem Scheitern der PIS-Regierung wegen diametral entgegengesetzter Russlandpolitik der beiden Staaten vereist.<BR /><BR />Als einziges slawisches Land war Polen stets stark antirussisch, und dies hat sich nur gesteigert. Die Erfahrung des Überfalls auf die Ukraine und der Drohungen gegen Polen wirkte sich aus: 93 Prozent sprechen sich für Rüstung oder Aufrüstung aus. Mit 4,7 Prozent des Budgets gibt Polen innerhalb der NATO den größten Anteil an Rüstung aus. Die Waffenbeschaffung ist vorwiegend aus den USA und Südkorea, wobei Warschau relativ teuer einkauft und der Eigenanteil gering ist. Zu 50 Prozent sind die Geräte modern, und Warschau hat nach den USA und der Türkei die größte Armee der NATO: 222.300 Soldaten und 1,7 Millionen Reservisten. Es wird auch darüber nachgedacht, ob Polen eigene Atomwaffen erwirbt oder herstellt, womit ein Angriff Russlands wirksam verhindert werden könnte – oder ob US-Raketen ins Land kommen sollten.<BR /><BR /><b>von Ianos I. Szirtes</b>