Der Umsturz in Syrien mit seinen Auswirkungen auf Millionen Flüchtlinge in dessen Nachbarstaaten und in der EU hat jetzt endgültig dafür gesorgt, dass der Mittelmeerraum in Brüssel und Straßburg wieder die ihm zukommende Aufmerksamkeit erlangt hat. von Bernd Posselt <BR /><BR />Dies zeigte sich auch bei der Bildung der neuen EU-Kommission. Die Außenkommissarin Kaja Kallas (47, Eesti Reformierakond) bewies schon bei der ersten von ihr geleiteten Sitzung des EU-Außenministerrates, dass sie nicht wie ihr Vorgänger nur zu moderieren gedenkt, sondern klare inhaltliche und personelle Vorgaben macht. Die Ernennung eines sehr kundigen Syrien-Beauftragten war hier nur ein erster Schritt. <BR /><BR />Zudem hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (66, CDU) schon im Sommer ein eigenes Ressort für den Mittelmeer-Raum geschaffen und dieses einer energischen und sachkundigen Kollegin, Dubravka Suica (67, HDZ), übertragen. Als ich sie kennenlernte, war die Kroatin Bürgermeisterin der Adriastadt Dubrovnik und durch ihren Ehemann, einen Hochseekapitän, intensiv auch mit maritimen Fragen befasst. In ihrem Querschnittsressort muss sie mit den verschiedenen Kommissaren in Sachen des Mare Nostrum kooperieren, was der überzeugten und vielsprachigen Europäerin nicht schwer fallen dürfte. <BR /><BR />Zuarbeit braucht sie allerdings nicht nur von den betroffenen EU-Mitgliedstaaten von Griechenland bis Spanien, sondern auch von solchen, die scheinbar weit von ihrem Zuständigkeitsbereich entfernt liegen, wie Dänemark und Polen, die 2025 die Ratspräsidentschaft innehaben. <BR /><BR />Im Sinne des spanischen Kulturphilosophen Salvador de Madariaga (1886–1978) wird Europa erst dann richtig funktionieren, wenn die Polen sich für das Mittelmeer und die Italiener für die Ostsee mitverantwortlich fühlen.