<BR />Das Hauptproblem, so Nadia Mazzardis, Vizepräsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, liegt in der ungleichen Verteilung der Rollen: „Frauen verbringen durchschnittlich fünf Stunden pro Tag mit Hausarbeiten, Männer nur zwei. Zudem engagieren Frauen sich oft erst im späteren Leben politisch, nachdem Karriere und Kindererziehung weitgehend abgeschlossen sind.“ So haben Frauen weniger Gelegenheiten zur politischen Vernetzung außerhalb des familiären Umfelds. <h3> Patriarchale Strukturen in der Politik</h3> „Macht ist ein Netzwerkspiel, und da Männer traditionell Spitzenpositionen besetzen, fördern sie oft andere Männer“, so Mazzardis zu den patriarchalen Strukturen in der Politik. Eine daraus resultierende Herausforderung ist, dass die wenigen Frauen in politischen Spitzenpositionen um ihr eigenes Dasein „kämpfen“ müssen und so oft keine Zeit bleibt, für die restlichen Frauen einzustehen. Auch wichtige Themen wie Gesetzesänderungen etwa zur Kinderbetreuung oder allgemeine Frauenrechte bleiben dabei oft auf der Strecke.<h3> Bildung und Selbstwahrnehmung</h3> Ein großer Unterschied zwischen den zwei Geschlechtern ist die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Während Männer sich oft schon von Natur aus als kompetent empfinden, verspüren Frauen den Druck, sich ihr Wissen und ihre Kompetenz erst hart erarbeiten zu müssen, so Mazzardis. Eine Studie der EURAC bestätigt dieses Gefühl: Demnach benötigen Frauen in der Regel mehr Ausbildung, um überhaupt in die Politik einzutreten oder für ein Amt zu kandidieren.<BR /><BR /> „Wir müssen viel lernen, studieren, immer vorbereitet und einen Schritt voraus sein – sonst werden wir nicht ernst genommen“, sagt sie. Und das sei nicht nur im politischen Umfeld so. Von klein auf werden Frauen bewertet: Wie sie sich kleiden, wie sie sich benehmen, wie sie aussehen. „Es wird oft nur als Kompliment abgetan, wenn im öffentlichen Raum ein Kommentar über den Körper der Frauen gemacht wird. Dahinter verstecken sich jedoch jahrzehntelang erlernte gesellschaftliche Strukturen, die für uns schon zum Alltag gehören. Das sollte aber nicht so sein“, fasst Mazzardis zusammen.<h3> Öffentliche Kritik und Lösungsansätze</h3>Nicht zu unterschätzen ist außerdem das Thema der öffentlichen Kritik: „Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen oder auch nur Vollzeit arbeiten, sind oft stärkerer Kritik und Sexualisierung ausgesetzt als Männer“, so Mazzardis. <a href="https://pariopportunita.provincia.bz.it/de/news/einladung-zur-netzwerkveranstaltung-zum-abschluss-des-aufbau-lehrgangs-fur-frauen-in-der-gemeindepolitik-frau-macht-politik" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Genau hier setzt der Aufbaulehrgang für Frauen in der Gemeindepolitik an, der seinen Abschluss mit dem heutigen Netzwerktreffen findet. </a><BR /><BR /> Sieben Online-Module und drei Netzwerkveranstaltungen umfasste der Lehrgang. Er zielte darauf ab, Frauen in der Gemeindepolitik mit rechtlichem Know-how, organisatorischen Grundlagen, strategischem Denken und kommunikativer Stärke zu unterstützen. „Wir wollen ihnen auch die Angst vor Sichtbarkeit und Bewertung nehmen.“ Auf die Kritik, warum nur Frauen einen solchen Kurs bräuchten und Männer nicht, äußert sich Mazzardis: „Ich denke, dass auch Männer solche Kurse gut gebrauchen könnten, nur sehen sie sich oftmals von Natur aus als kompetent genug für die Gemeindepolitik. Frauen hingegen müssen diese Haltung erst erlernen – sie sind es allemal.“