Vor genau 100 Jahren vollendete der geistige Vater der europäischen Einigung, Richard Graf Coudenhove-Kalergi, seinen Welt-Bestseller „Pan-Europa“.<BR /><BR /><BR />Darin heißt es prophetisch: „Die ganze europäische Frage gipfelt in dem russischen Problem. Hauptziel der europäischen Politik muss die Verhinderung einer russischen Invasion sein. Diese zu verhüten gibt es nur ein Mittel: den Zusammenschluss Europas.“ <BR /><BR />Der Gründer der Paneuropa-Bewegung war aber alles andere als ein Kriegstreiber; im Gegenteil, er bekennt sich zum Pazifismus, den er aber anders als viele blauäugige Vertreter dieser Denkrichtung definiert. 1924 entwickelte er seine Idee vom Frieden weiter: „Wenn ein Nachbar friedlich orientiert ist, der andere kriegerisch, so fordert der Pazifismus, dass die militärische Überlegenheit auf Seiten des Friedens steht. Eine Umkehr dieses Verhältnisses bedeutet den Krieg.“ <h3> Die wohlstandsverwöhnten Europäer</h3>Alle diese Prämissen haben viele wohlstandsverwöhnte Europäer in den abgesehen vom Jugoslawienkrieg friedlichen Jahrzehnten seit dem Fall des Eisernen Vorhanges vergessen. Unsere Nationalstaaten vernachlässigten die Europäische Einigung und machten unseren Kontinent vom Schutzschirm der USA, vom chinesischen Markt und vom billigen Gas aus Russland abhängig. <BR /><BR />In einem gigantischen Anfall von Selbstbetrug versuchten sie ausgerechnet den Herrscher im Kreml zum Friedensapostel umzuinterpretieren. Dabei war er als Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB ein ranghoher Soldat in jenem von Alexander Solschenizyn so genannten „Dritten Weltkrieg“, der mit Spionage, Propaganda und Subversion geführt wurde. <BR /><BR />Heute will er die Sowjetunion, wie der Kreml offen zugibt, als russisch gelenktes „Eurasien von Wladiwostok bis Lissabon“ wiederherstellen. Deshalb sein mörderischer Feldzug zur Vernichtung des ukrainischen Volkes, deshalb auch die von der Eurasischen Idee geprägte militärische und außenpolitische Langzeitstrategie des Kreml. <BR /><BR />Dies lässt sich nur stoppen, wenn man dem Frieden nicht mit einer illusionistischen, sondern mit der realistischen Form des Pazifismus dient, wie ihn Coudenhove beschrieben hat.<BR /><BR /><BR />