Bei einer Vertrauensabstimmung im Senat und einer weiteren in der Abgeordnetenkammer enthielten sich Berlusconis Parlamentarier der Stimme. Trotz des PdL-Boykotts erhielt Montis Regierung das Vertrauen, wenn auch weit knapper als bisher. Mit der Stimmenenthaltung protestierten die PdL-Parlamentarier gegen Industrieminister Corrado Passera, der sich über eine mögliche Kandidatur Berlusconis für das Premieramt bei den Parlamentswahlen im Frühjahr kritisch geäußert hatte.Der Boykott der PdL-Parlamentarier setzt die Regierung Monti arg unter Druck, da das Fachleutekabinett auf die Stimmen der Berlusconi-Partei angewiesen ist. Berlusconi hatte zuletzt seinen Willen signalisiert, Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen nächstes Jahr zu werden. „Berlusconi kandidiert“"Ich werde von Forderungen meiner Anhänger überhäuft, so rasch wie möglich meine Rückkehr in die politische Arena anzukündigen. Die Situation ist heute dramatischer als vor einem Jahr, als ich die Regierung verließ. Heute ist Italien am Rande des Abgrunds", erklärte Berlusconi. Daraufhin hatte Minister Passera schwere Bedenken über eine Berlusconi-Kandidatur geäußert. Er sagte im Fernsehen, alles was dem Rest der Welt einen Rückschritt signalisieren könnte, sei nicht gut für das Land. Die jetzige Situation in Italien sei das Resultat von einem Jahrzehnt von Fehlbeschlüssen der Regierungen unter Berlusconis Führung. Auch PdL-Chef Alfano bestätigte Berlusconis Comeback-Pläne.„Berlusconi hat heute seine Bereitschaft bekundet, als Premierkandidat am Wahlkampf teilzunehmen. Er hat schließlich die Parlamentswahlen 2008 gewonnen. Als Titelträger hat er das Recht, seine Kandidatur einzureichen“, kündigte der Chef des PdL, Angelino Alfano, am Donnerstagabend an.Trotz des Boykotts von zwei Vertrauensabstimmungen versuchte er seine Partei als verlässlichen Partner darzustellen. „Wir haben Monti ein Signal gegeben, haben uns aber weiterhin verantwortungsbewusst verhalten“, erklärte Alfano. Die Partei werde die Regierung nicht stürzen. Jetzt sei es wichtig, im Parlament das Haushaltsgesetz für das kommende Jahr durchzubringen.Monti unbekümmertWährend in der Abgeordnetenkammer das Vertrauensvotum stattfand, verabschiedete das Kabinett Monti ein Dekret, wonach für sechs Jahre nicht mehr in das Parlament gewählt werden kann, wer bei bestimmten Delikten definitiv zu mehr als zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Gegen das Dekret hatte sich Berlusconi heftig gewehrt. Präsident Giorgio Napolitano beobachtet besorgt die politischen Entwicklungen in Rom. Es gelte, ein turbulentes Ende der Regierung zu verhindern. Premier Monti zeigte sich dagegen unbekümmert. "Napolitano muss die Situation bewerten, wir setzen unsere normale Arbeit fort, es gibt genug zu tun", kommentierte Monti. Wirtschaftsminister Vittorio Grilli gab zu, dass die Situation schwierig sei, das Land stehe jedoch nicht am Abgrund. mit