Ministerpräsident Silvio Berlusconi plant für September eine nationale Energiekonferenz, bei der über eine neue Strompolitik beraten werden soll. Die rund 30 Milliarden Euro, die die Mitte-Rechts-Regierung in den Bau von Atommeilern investieren wollte, sollen nun zur Finanzierung eines großangelegten Plans für umweltfreundliche Energien dienen.„Die Italiener haben sich von einem Modell zur Stromproduktion abgewendet, das die Auswirkungen auf die Umwelt und auf die Gesundheit der Bürger nicht berücksichtigt. Italien hat jetzt die große Chance, verstärkt in saubere und erneuerbare Energie zu investieren“, betonte Stefano Leoni, Präsident von WWF Italia.Während die Opposition ihre Forderung nach dem Rücktritt Berlusconis bekräftigt, streiten sich die Regierungsparteien, wer die Verantwortung für die Niederlage beim Referendum trägt. Der Erfolg bei der Abstimmung beflügelt hingegen Italiens Linke. Oppositionschef Pierluigi Bersani versicherte, dass seine Partei jederzeit zu Neuwahlen bereit sei. „Die Regierung ist lahmgelegt, wir sind in der Lage, uns Neuwahlen zu stellen, um dem Land einen politischen Neubeginn zu sichern“, meinte Bersani. Seit 16 Jahren sei bei keiner Volksabstimmung das Mindestquorum von 50 Prozent erreicht worden.„Danke, Italien!“, rief der Präsident der italienischen Grünen, Angelo Bonelli, der mit Umweltaktivisten aus ganz Italien in Rom das Ergebnis des Referendums feierte. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace dankte den Millionen Italienern, die sich an dem Referendum beteiligten, und sprach von einem „historischen Resultat“.Berlusconi könnte unterdessen weiteres Ungemach drohen. Am kommenden Dienstag wird der Ministerpräsident dem Parlament über die Machtverhältnisse in seiner Koalition berichten müssen, nachdem er in den vergangenen Wochen neun neue Unterstaatssekretäre ernannt hatte. Einige davon waren ursprünglich in den Reihen der Opposition gewählt worden und waren erst in den vergangenen Monaten zum Berlusconi-Lager übergetreten. Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte daraufhin die Regierung aufgerufen, dem Parlament über die neuen Machtverhältnisse in seinem Kabinett zu berichten. Noch unklar ist, ob sich der Premier einer Vertrauensabstimmung unterziehen wird.Berlusconi hatte in den vergangenen Tagen zu verstehen gegeben, dass er ein Vertrauensvotum nicht fürchte. Seine Regierung würde eine Vertrauensabstimmung bewältigen, die Koalition im Parlament sei durchaus solide. Es gebe keine Alternative zur Mitte-Rechts-Allianz im Parlament, so der Premier.apa