Dienstag, 11. April 2023

Reinhold Messner: „Koexistenz mit Wölfen und Bären nicht mehr tragbar“

„In den vergangenen Jahren haben die Tierschützer alles getan, um die Bären zu verteidigen, aber jetzt – nach der Tragödie auf dem Monte Peller – müssen sie endlich einsehen, dass Bären ebenso wie Wölfe Raubtiere sind und als solche eine Gefahr für die Bergbewohner, für Herden und für Touristen darstellen“: Extrembergsteiger Reinhold Messner sagt, die Bestände seien „unbedingt zu reduzieren“.

Reinhold Messner: „Leider war die Tragödie vom Monte Peller vorhersehbar. Man kann nicht warten, bis der Bär weitere Angriffe verübt, bevor man eingreift, denn dann könnte es zu spät sein. Was ich sage, gilt für den Bären genauso wie für den Wolf.“ - Foto: © APA/dpa / Roland Weihrauch

Dies gelte umso mehr in Gebieten wie Trentino-Südtirol, wo die Population dieser beiden großen Raubtiere überproportional zugenommen hat.

Nach dem erschütternden Tod des 26-jährigen Andrea Papi aus Caldes durch einen Bären spricht seine Mutter von einer Tragödie mit Ansage: Die Politik habe nichts getan, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, obwohl man wusste, wie gefährlich das Zusammenleben mit den Großraubtieren sei. (STOL hat berichtet.)

Auch Extrembergsteiger Reinhold Messer sieht dringenden Handlungsbedarf. „Ich stehe auf der Seite des Trentiner Landeshauptmanns, Maurizio Fugatti, und seines Vorgängers Ugo Rossi, der bereits versucht hat, das Problem anzugehen: Wir müssen die Bestände unbedingt reduzieren“, sagt Messner im Interview mit dem Trentiner „L'Adige“, das wir im Folgenden wiedergeben. Er fordert: Sofortige und drastische Maßnahmen ergreifen.

Raubtiere sind sowohl auf staatlicher als auch auf europäischer Ebene geschützt. Was also tun?
Reinhold Messner: Ich kenne die Situation gut, aber nach dem, was passiert ist, müssen in Rom und Brüssel klare Regeln festgelegt werden und die Antworten müssen schnell kommen. Die Bürgermeister müssen in der Lage sein, einzugreifen, und zwar bevor es zu weiteren Todesfällen kommt. Leider war die Tragödie vom Monte Peller vorhersehbar. Man kann nicht warten, bis der Bär weitere Angriffe verübt, bevor man eingreift, denn dann könnte es zu spät sein. Was ich sage, gilt für den Bären genauso wie für den Wolf.

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Sie stellen beide großen Raubtiere – den Bären und den Wolf – auf eine Stufe?
Messner: Ja, denn die Koexistenz von Wölfen und Bären in einem kleinen, dicht besiedelten Gebiet wie dem unseren ist nicht mehr tragbar. Vor allem in Anbetracht der Anzahl der Exemplare. Anfang März gab es einen weiteren Angriff, bei Rabbi. (STOL hat berichtet.) Wenn wir dazu noch das Abschlachten von Tieren – vor allem von Schafen und Ziegen – durch die Wölfe zählen, wird uns klar, dass die Situation inzwischen außer Kontrolle geraten ist.

Wenn Sie von Reduktion sprechen, meinen Sie damit Entnahme- oder Abschusspläne wie beim Schalenwild?
Messner: Es gibt viele Möglichkeiten, darunter die Verlegung von Exemplaren in andere Gebiete oder auch den Abschuss. In den 1990er Jahren hat das Trentino viel in das Projekt Life Ursus investiert, um die Bären in die Brentagruppe zurückzubringen. Zu viele. Das Zusammenleben mit dem Menschen wird immer schwieriger.

Sind Sie schon einmal einem Bären begegnet?
Messner: Ja, in Tibet und Sibirien. Aber dort gibt es riesige Flächen, und das macht sie weniger aggressiv.

Hatten Sie keine Angst?
Messner: Ich hatte Herzklopfen, aber zum Glück wusste ich, wie ich mich verhalten musste.

stol

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