Südtirol sonnt sich im Glanz eines Rekordhaushalts: 8,8 Milliarden Euro – so viel Geld lag tatsächlich noch nie im Landessäckel. Viel Licht also, aber leider auch viel Schatten. Der historische Höchststand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Alltag vieler Südtiroler längst kein Rekordgefühl herrscht. Denn Südtirol ist ein Hochpreisland – und für immer mehr Bürger schlicht kaum leistbar geworden.<BR /><BR />Die Lebenshaltungskosten gleichen inzwischen Metropolen wie München oder Mailand, nur dass die Löhne hierzulande weit darunter liegen. Mieten und Grundstückspreise sind außerordentlich hoch, der Wocheneinkauf belastet das Haushaltsbudget stärker denn je, selbst ein Restaurantbesuch wird für viele zum Luxus. Hinter der verwaltungstechnisch guten Fassade wächst die Zahl jener Menschen, die an der Armutsgrenze leben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-72669598_quote" /><BR /><BR />Besonders alarmierend: der Exodus der Jugend. Hunderte junge Südtiroler verlassen jedes Jahr das Land – oder kehren nach dem Studium gar nicht erst zurück. Nicht, weil Südtirol an Lebensqualität verloren hätte, sondern weil es ihnen andernorts schlicht besser geht. Sie finden attraktivere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter. Die Rechnung ist einfach: Wo das Leben weniger kostet und gleichzeitig mehr verdient wird, dort wird Zukunft geplant.<BR /><BR />Die Politik steht damit vor einer Weggabelung. Ein Rekordhaushalt kann vieles finanzieren – aber er kann die strukturellen Probleme nicht überdecken. Wenn die Schere zwischen Kosten und Einkommen weiter aufgeht, gefährdet das nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern auch die wirtschaftliche Basis des Landes. Wer hier arbeiten, wohnen und eine Familie gründen möchte, muss sich das leisten können.<BR /><BR />Südtirol braucht daher nicht nur Zahlen, die gut aussehen, sondern Maßnahmen, die gut wirken: eine entschlossene Lohnpolitik, leistbares Wohnen, gezielte Entlastungen und echte Perspektiven für die junge Generation. Sonst verpufft der Effekt des Rekordhaushalts, und der hart erarbeitete Wohlstand droht Schritt für Schritt zu erodieren.<BR /><BR /> <a href="mailto:arnold.sorg@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">arnold.sorg@athesia.it</a>