Was bei drei Wahlgängen bestens funktioniert hatte, klappte beim vierten Versuch nicht mehr. Denn die italienischen Mitte-Rechts-Parteien FLI und PdL blieben diesmal im Saal, womit die Mindestanzahl an Landtagsabgeordneten garantiert war. Die Wahl konnte vonstatten gehen. Urzi scherte ausZu Beginn der Landtagssitzung erklärte Alessandro Urzì (FLI) - der in den ersten drei Wahlgängen das Plenum zusammen mit einem Großteil der Opposition verlassen hatte -, dass man als Angehöriger einer Institution Verpflichtungen habe. Die Obstruktion sei ein extremes Verteidigungsmittel der Opposition, aber die Institution habe auch das Recht und die Pflicht, ihre Arbeiten fortzuführen. Der bisherige Verlauf der Arbeiten sei nach außen hin peinlich, der Landtag habe kein gutes Bild abgegeben. Sein Einsatz folge hauptsächlich einem Prinzip: dem Recht jeder Sprachgruppe, über die eigenen Angelegenheiten selber zu bestimmen, so auch über die Präsidentschaft des Landtags. Dieses Prinzip müsse jetzt gelten wie auch später, wenn es um die Wahl eines italienischen Präsidenten gehe. Die Reaktionen der OppositionBei den anschließenden Erklärungen zur Wahl verurteilten mehrere Oppositionsparteien einen (angeblichen) Deal der SVP mit FLI und PdL.Eva Klotz (Südtiroler Freiheit) sprach von einem „moralischen Tiefpunkt angesichts dieses Tauschhandels zur Präsidentenwahl.“ Die SVP habe dafür sogar die Ortsnamensfrage preisgegeben, ebenso das Prinzip des muttersprachlichen Unterrichts. Damit garantiere die SVP, dass alle tolomeischen Namen blieben. Mit diesem Tauschhandel habe die Mehrheit das Land in eine Situation der dauernden Erpressung geführt.Der Hahn habe dreimal gekräht und die Shoppingtour sei anscheinend erfolgreich gewesen, urteilte Pius Leitner (Freiheitliche). Man wisse aber noch nicht genau, worin das Gegengeschäft bestehe. Es gehe hier nicht um die Präsidentin der SVP, sondern des Landtags. Der Landtag habe Schaden erlitten, aber die SVP könne dafür nicht der Opposition die Schuld zuschieben.In einer Demokratie dürfe es nicht einen Ausverkauf der eigenen politischen Würde geben, mahnte Donato Seppi (Unitalia). Er sehe kein Geschäft in diesem Tauschgeschäft. Den Aufschub der Toponomastik habe die SVP bereits mit dem PD vereinbart. Die eigene Landtagskommission für Toponomastik sei kein Gewinn, sondern Frucht eines Handschlags in der Brennerstraße. Er werde in der Frage der Präsidentschaft nicht umschwenken, sondern stehe zur Abmachung innerhalb der Opposition. Die Erklärungen von Urzì seien nur Ausreden .Auch Hans Heiss (Grüne) kritisierte Urzì. Dieser habe mit dem Tauschgeschäft eine Menge heißer Luft gekauft. Die Grünen würden nicht für Unterberger stimmen wegen der Vorgangsweise. Sie sei aufgrund ihrer mangelnden Mediation nicht geeignet für dieses Amt. Außerdem sei sie nicht durch Wählerentscheid, sondern per Gerichtsurteil legitimiert. Sie sei nun definitiv Teil des Systems Südtirol.Elmar Pichler Rolle (SVP) werfe der Opposition vor, sie würde einen deutschen Präsidenten verhindern, bemerkte Andreas Pöder (Union für Südtirol), nun rufe er die italienische Rechte für diese Wahl zu Hilfe. Er frage sich, wie Julia Unterberger mit einer solchen Unterstützung leben wolle.Sven Knoll (Südtiroler Freiheit) sprach gar von „Niederträchtigkeit.“ Die SVP werfe alle Prinzipen aus rein opportunistischen Gründen über Bord, manche würden bereits von einer “faschistischen Landtagspräsidentin” reden. Durnwalder glaube, sich durchgesetzt zu haben, er fahre nur einen vermeintlichen Gewinn ein. Selbst aus den SVP-Reihen sei Kritik am Demokratieverständnis von Unterberger gekommen. Die SVP gehe einen Tauschhandel mit der Identität der Südtiroler ein, um einen Kurzzeitposten zu besetzen. Ulli Mair (Freiheitliche) sprach von einem „unwürdigen Schauspiel wie in Italien.“ Die SVP habe den Landtag in ein schlechtes Licht gerückt, Pichler Rolle tue so, als sei die Opposition daran schuld, aber in Wirklichkeit sei der Mehrheit der Landtag egal. Es sei längst nicht mehr um politische Spielchen zwischen Mehrheit und Opposition gegangen, sondern um eine Gewissensfrage. Auch die italienische Volksgruppe habe sich bessere Vertreter verdient. Heute sei ein schwarzer Tag für den Landtag, so Ulli Mair in ihrer Erklärung vor der Wahl.