Mailand und Neapel: Pisapia und De Magistris siegen souverän Ab sofort wird Mailand, die Hochburg und Heimatstadt Berlusconis, von Mitte-Links-Kandidat Giuliano Pisapia regiert. Pisapia setzte sich mit 55,1 Prozent gegen seine Herausforderin, bisherige Bürgermeisterin und Berlusconi-Jüngerin Letizia Moratti (PdL), der 44,9 Prozent der Stimmen blieben, durch. Auch Neapel bleibt in linker Hand: Während nach dem ersten Durchgang noch der PdL-Kandidat Gianni Lettieri führte, entschied der Kandidat von "Italia dei Valori (IdV), Luigi De Magistris, die Stichwahlen mit beeindruckenden 65,4 Prozent für sich. Lettieri blieben 34,6 Prozent der Wählerstimmen. De Magistris, ehemaliger Staatsanwalt, dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen und gegen die chronische Müllkrise in Neapel verschrieben, sprach von einem politischen Signal. "Wir können nun beginnen eine neue politische Seite zu schreiben", meinte er. In Cagliari, Grosseto, Varese, Triest, Pavia, Mantua, Vercelli und Novara siegte ebenfalls Mitte-Links. Pressesprecher von Pisapia: "Wir können anfangen zu lächeln" Die Freude der Mitte-Links-Wähler in Mailand ist groß: "Wir können anfangen zu lächeln. Die Wahl ist geschlagen", meinte der Pressesprecher von Pisapia, Maurizio Baruffi, in einem Live-Interview bereits gegen 16.30 Uhr. Er richtete seinen Dank an die Wähler, sprach von einem "grandiosen Sieg", kritisierte aber gleichzeitig die Diffamierungskampagnen von Mitte-Rechts im Vorfeld der Wahlen. Mit Stadionchören feierten die Anhänger Pisapias den Erfolg ihres Kandidaten. "Berlusconi, geh nach Hause", skandierten die Mitte-Links-Aktivisten im Zentrum Mailands. Bindi: "Berlusconi sollte zum Wohle des Landes zurücktreten" Noch deutlichere Worte wählte Rosy Bindi (PD): "Berlusconi muss die Konsequenzen aus dieser Niederlage ziehen. Er hat diesem Urnengang eine nationale Relevanz eingeräumt. Zum Wohle des Landes soll er zurücktreten“. Giuliano Pisapia, der kurz vor 18 Uhr vor die Mikrofone trat, war die Freude über seinen Wahlsieg mehr als deutlich anzusehen. Der stellvertretende Vorsitzende des PD, Enrico Letta, sprach von einer "Ohrfeige" für Berlusconi. "Die Opposition hat von Norden bis Süden gesiegt. Mit diesem Urnengang ist die Ära Berlusconis zu Ende. Die Regierungskoalition wird dieses Wahlergebnis nicht ignorieren können."Bossi: "Wir haben unsere Pflicht getan" Regierungschef Silvio Berlusconi hatte die Stichwahlen – vor allem nach dem enttäuschenden ersten Wahldurchgang - als "nationalen Test" bezeichnet - wohl auf einen Last-Minute-Sieg in Mailand hoffend. Der Bündnispartner des PdL, die Lega Nord, zeigte sich am Montagvormittag noch zuversichtlich. „Wir waren die einzigen, die uns auf der Straße gezeigt, die Wähler für den zweiten Wahldurchgang motiviert und mobilisiert haben. Wir haben unsere Pflicht getan“, betonte Lega-Chef Umberto Bossi. Nach dem ersten Wahldurchgang hatte zunächst zwischen dem PdL und der Lega Nord eisiges Klima geherrscht. Beide Parteien hatten versucht, einander die Schuld für die herbe Wahlniederlage zuzuschreiben. Während Bossi & Co. am Bündnispartner PdL vor allem kritisierten, nationale Themen hochstilisiert und damit die Bürger verschreckt zu haben, warfen Berlusconi und andere PdL-Granden der Lega Nord vor, sich am Wahlkampf kaum bis gar nicht beteiligt und damit der Opposition politischen Aufwind gegeben zu haben. Nun heißt es für den Koalitionspartner die Zähne zusammenbeißen: Was das Ergebnis der Stichwahlen für die Koalition, für den Zusammenhalt in der Koalition bedeutet, bleibt abzuwarten. Erste radikale Entscheidungen deuten sich allerdings jetzt schon an. PdL-Koordinator Sandro Bondi wirft Handtuch Noch während der Auszählungen warf nämlich PdL-Koordinator Sandro Bondi das Handtuch, und legte das Parteiamt in die Hände von Regierungschef Silvio Berlusconi zurück. Der Ministerpräsident selbst hat sich - bis 18.30 Uhr - noch nicht zu Wort gemeldet: Er weilt derzeit auf Besuch in Bukarest. Lega Nord räumt Niederlage ein Die Lega Nord räumte hingegen die Wahlniederlage bereits ein. "Die Wähler haben massiv gegen Berlusconi gestimmt", betonte der EU-Parlamentarier der Lega Nord, Matteo Salvini. Auch Berlusconi-Vertrauensmann Enrico La Loggia räumte Fehler ein. "Es ist offenkundig, dass unsere Partei tiefgreifend und neu organisiert werden muss. Wir müssen die Wähler überzeugen, dass wir einen Plan für einen Neubeginn haben. Berlusconi muss sich ab den nächsten Tagen, um die Zukunft seiner Partei kümmern". Bereits für Dienstag sei ein Treffen der Parteispitzen geplant, um das Wahlergebnis zu analysieren.joi