Ducatis dröhnen durchs Dorf, Ferraris schlängeln die Serpentinen hinauf, und die Grillwürstchen der Anrainer bekommen dank Gummiabrieb und Benzinduft eine besondere Würze. Freizeit- und Spaßfahrer feiern derzeit Hochsaison auf Südtirols Pass- und Bergstraßen – zum Leidwesen von Anwohnern und Umwelt. Damit Südtirols Berge nicht zum überfüllten Autoparkplatz verkommen, braucht es eine intelligente Verkehrslösung, nicht bloß eine Maut.<BR /><BR />Ein Mauthäuschen mit Schlagbaum reguliert höchstens den Geldbeutel, nicht aber den Verkehr. Denn Urlauber zücken bereitwillig den Geldbeutel, wenn es ums einmalige Erlebnis geht. Da schreckt auch eine Maut nicht davon ab. Das zeigt auch das Beispiel Großglockner eindrucksvoll. 45 Euro kostet die Fahrt hinauf und dennoch schiebt sich eine Blechlawine den Berg hoch. Das Verlangen, „einmal im Leben dort gewesen zu sein“, ist stärker als Preis, Anfahrt oder Wartezeit.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70803844_quote" /><BR /><BR />Hinzu kommt: Der Mensch ist bequem. Lieber Klimaanlage und Sitzheizung als Shuttlebus und Wartebank. Solange das Auto die einfachste Möglichkeit bleibt, die Berge zu erreichen, wird sich am Verkehr nichts ändern. Bequemlichkeit schlägt Nachhaltigkeit, solange es keine attraktiven, günstigen und verlässlichen Alternativen wie Shuttlebusse oder gut organisierte öffentliche Verkehrsmittel gibt. Eine Maut allein wird deshalb weder Besucherzahlen noch Staus, Abgase oder Lärm verringern.<BR /><BR />Was es braucht, ist ein wirklich intelligentes Verkehrsmanagement. Eine Maut kann ein Baustein sein, wenn sie mit Kontingenten kombiniert wird – entscheidend ist jedoch ein digitales Slot-System. Ohne Vorabreservierungen und Zeitfensterbuchungen bleibt der Ansturm ungebremst. Eine smarte Steuerung muss echte Wahlmöglichkeiten schaffen, nachhaltige Mobilität fördern und vor allem die Lebensqualität und Bedürfnisse der Einheimischen und Anrainer schützen – statt bloß die Kassen zu füllen.<BR /><BR />Immerhin haben Südtirols Bürgermeister diese Woche über Landeshauptmann Kompatscher ein Schreiben samt Forderungen an Verkehrsminister Salvini geschickt. Bleibt zu hoffen, dass es nicht in der Schublade verschwindet. <BR /><BR />josef.bertignoll@athesia.it