Ein halbes Jahr vor der Landtagswahl befindet sich die SVP zwischen Hammer und Amboss: Druck aus den eigenen Reihen, weil an manchen deutschen Schulen deutsche Kinder krass in der Minderheit sind. Druck von italienischer Seite, denn die deutsche Schule wird nicht nur durch Migranten, sondern auch mit Italiener immer bunter. Druck von Medien, die einen ethnischen Zankapfel wittern.<BR /><BR />Vor diesem Hintergrund setzt die SVP erneut dazu an, den Ansturm auf die deutsche Schule in geregeltere Bahnen zu lenken. Und zwar über eine Gesetzesänderung im Landtag. „Dazu wird es Gespräche in der Mehrheit geben“, so Landesrat Philipp Achammer.<BR /><BR />Konkret geht es um 2 Ebenen: 1. Durch die Online-Einschreibungen fällt das Gespräch mit den Eltern oft flach. Künftig soll das Beratungsgespräch in Situationen mit Sprachproblemen verpflichtend werden. „Den Eltern wird nochmals die volle Dimension aufgezeigt: Oft werden Kinder in die deutsche Schule wie in einen Tunnel hineingeworfen, an dessen Ende es Licht gibt. Vielen geht es dabei aber nicht gut“, so Achammer.<h3> Eltern in die Pflicht nehmen?</h3>Zweitens sollen die Eltern in die Pflicht genommen werden. „Es kann nicht sein, dass man die ganze Bildungsverantwortung an die Schule abgibt“, so Achammer. Wer sein Kind an der deutschen Schule einschreibt, muss selbst dazu beitragen: „Etwa indem es in Sommerkursen vorbereitet wird, Eltern ihre Sprachkenntnisse verbessern, Nachhilfe am Nachmittag oder Betreuungsangebote am Nachmittag beansprucht werden“, so Achammer. Jedenfalls muss das Kind begleitet, Eltern mehr Verantwortung übernehmen. Ein ethnisches Thema sei dies nicht: „Was wir beschließen, wird für alle Schulen gelten“, so Landeshauptmann Arno Kompatscher.<BR /><BR /> Am Dienstag jagte eine Sitzung die nächste. Auf einem Treffen mit den SVP-Altmandataren wurde die Umverteilung von Kindern mit Sprachproblemen gefordert. „Wohin sollen man umverteilen, wenn es in Klassen nur ein einziges deutsches Kind gibt?“, so Achammer. Vor Jahren beschlossen, sei die Umverteilung in Bozen am Widerstand „deutscherer Schulen“ wie Gries gescheitert, die „deutscher“ bleiben wollten.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-58919974_quote" /><BR /><BR />Am Abend gab es ein Treffen mit SVP-Vertretern aus Bozen, Meran und dem Unterland. Einige liebäugeln mit der Norm im Autonomiestatut, die eine Umschreibung nach 60 Tagen ermöglicht. „Die Zwangsumschreibung, bei der Kinder nach 2 Monaten von einer Kommission ausgeschlossen und in eine andere Schule befördert werden, ist die grausame Radikalvariante“, so Achammer. Bis zum Ende durchgedacht, bliebe ein Urdu sprechendes Kind in der Klasse, weil es „eh weder deutsch, noch italienisch kann“. Ausgeschlossen würden Italiener, weil man sie an ihre Schule überstellen könnte. Das schon wäre dann Zündstoff ohne Ende.<BR /><BR />Viel lockerer daher kommt da schon jene Änderung, mit der an Südtirols Schulen alle Noten unter 4 verboten sein sollen. Mit seinem Vorstoß hatte Achammer im Sommer italienweit für Schlagzeilen und Zuspruch gesorgt. Gestern wurde die Norm für rechtliche Prüfungen vertagt.<BR /><BR /> „Ich habe sie im vollen Bewusstsein vorgelegt, dass es eine autonomiepolitische Gratwanderung ist“, so Achammer. Das war aber auch die verpflichtende Alternative zum katholischen Religionsunterricht, die dann in Rom gehalten habe. Es gab Vorgespräche mit dem Ministerium, die gut gelaufen sind. „Ich hoffe, dass es zu keiner Anfechtung kommt, stelle mich aber auf weitere Verhandlungen ein. Ich bin aber voll überzeugt, dass Noten unter 4 keinen Sinn machen“, so Achammer.<BR />