Ich bin gegen Massentierhaltung, nicht notwendige Tiertransporte, kann mit Pelzmänteln wenig anfangen, mag Hunde, Katzen und auch andere Tiere sehr gern und finde generell, dass allen Kreaturen jedes unnötige Leid erspart bleiben soll. <BR /><BR />Bin ich deshalb ein Tierschützer? Irgendwie schon, dachte ich bislang, zumindest im Geiste. Doch wenn ich lese, was da im Internet (aber nicht nur) im Namen des Tierschutzes so alles zur tödlichen Bärenattacke im Trentino gesagt und geschrieben wurde, sträuben sich mir die Nackenhaare, und jede einzelne Zelle meines Körpers schreit nach Widerspruch.<BR /><BR /><embed id="dtext86-59447918_quote" /><BR /><BR />Da wird doch allen Ernstes so getan, als sei der arme Andrea Papi selbst schuld, dass er von der Bärin zerfleischt worden ist. Hätte er doch schließlich beim Joggen im Wald wissen müssen, wie man sich bei der Begegnung mit einer Bärenmutter verhält, noch dazu, wenn die ihre Jungen dabeihabe. Und dann habe er sich im Todeskampf auch noch mit einem Stock gewehrt – unerhört! Man gehe ja schließlich in der Stadt auch nicht bei Rot über die Straße, sondern halte sich an die Regeln. So solle es auch im Wald sein, dann passiere nichts.<BR /><BR />Derlei Dummheit und Zynismus sind selbst für einen tierliebenden Menschen schwer zu ertragen. Und dann diese vermaledeite Vermenschlichung allen tierischen Verhaltens: Es sei doch normal, dass eine Mutter ihre Kinder schütze – das müsse man schon verstehen. „Gebt der Mama ihre Kleinen zurück!“, las ich da als wütenden Aufruf auf Facebook, x-mal geteilt und gelikt. Klar, der Bärin kann man keinen Vorwurf machen; sie ist halt ein wildes Tier, das seinen Instinkten folgt. Aber man muss sie deshalb noch lange nicht zur Märtyrerin hochstilisieren im Kampf gegen die angeblich schlimmste Gattung aller Tiere, den Menschen. <BR /><BR />Dem Fass den Boden schlug in dieser Hinsicht jüngst der Bozner Politiker Filippo Maturi mit einem selbst gebastelten Video aus. In diesem lässt er die Bärin Gaia (JJ4) mithilfe von künstlicher Intelligenz mit sanfter Stimme über die schmerzliche Trennung von ihren Kindern sprechen, unterlegt mit trauriger Klaviermusik in Moll.<BR /><BR />Und dann diese unsäglichen, stupiden Vergleiche: Was sei schon ein einziger Toter im Wald, wenn es auf der Straße jährlich zig tote Fußgänger und Radfahrer zu beklagen gebe. Aber deshalb würde man das Auto- und Motorradfahren doch auch nicht verbieten. <BR /><BR />Wenn ich so etwas lese, empfehle ich den Kommentar einer Facebook-Nutzerin: „Stellt euch vor, es wäre euer Sohn, Bruder, Freund, der von dem Tier getötet wurde. Würdet ihr dann auch so schreiben? Einfach mal kurz darüber nachdenken, sich schämen und dann die Klappe halten.“ <BR /><BR />klaus.innerhofer@athesia.it