Für jede Arzt- und Laboruntersuchung müssen die Italiener ab heute (Montag) eine Gebühr von zehn Euro zu zahlen. Wer in nicht dringenden Fällen die Notfallambulanz ruft, muss 25 Euro zahlen.Die Maßnahme tritt jedoch nicht überall in Kraft: Genauso wie die Provinz Bozen und Trient weigern sich Friaul-Julisch-Venetien, Veneto Piemont und Kampanien (vorerst) die Maßnahme einzuführen. Einige Regionen riefen ein administratives Gericht auf, sich über die Rechtmäßigkeit der Maßnahme auszusprechen.Die Opposition kritisierte, dass die Politiker selbst nur auf geringste Weise vom rigorosen Sparpaket betroffen seien. Bei den Kosten der Politik sei kaum gespart worden. Dabei würden Geldverschwendungen und Privilegien der Politiker die öffentlichen Kassen schwer belasten. Die Oppositionspartei „Italia dei Valori“ kündigte eine große Demonstration im September gegen das Sparpaket an, welches die Bürger verarmen lasse, ohne die großen Privilegien der Politiker-Kaste anzutasten.Das neue Paket enthält Sparmaßnahmen von 47 Mrd. Euro. Rechnet man ein altes Programm noch hinzu, will Italien bis 2014 insgesamt 79 Mrd. Euro kürzen. Geplant sind Einsparungen von 3 Milliarden im laufenden Jahr, 6 Milliarden 2012, 25 Milliarden 2013 und 45 Milliarden 2014. Das Kabinett will unter Federführung von Wirtschaftsminister Giulio Tremonti das Haushaltsdefizit bis Ende 2014 auf 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung reduzieren.Nach Schätzungen von Experten wird das Sparpaket jeder italienischen Familie 1.000 Euro an zusätzlichen Ausgaben im Zeitraum von zwei Jahren bringen. Die Gewerkschaften sprechen sogar von 1.800 Euro. Sicher ist, dass die Italiener in den nächsten Jahren den Gürtel enger schnallen müssen. Bis 2014 werden die Gehälter der Staatsbeamten nicht mehr erhöht und kein neues Personal soll in der öffentlichen Verwaltung eingestellt werden. Von Kürzungen betroffen sind auch das Kindergeld sowie Beiträge für das Universitätsstudium und Kindergärten.