Wie sehr Gemeindepolitik Menschen bewegen und mitunter auch spalten kann, zeigte sich am Mittwochabend in Villanders. Im voll besetzten Kultursaal der Gemeinde wurde die konstituierende Sitzung des neu gewählten Gemeinderates abgehalten.<h3>Eine herausfordernde Sitzverteilung im Rat </h3>Die Wahlen vom 4. Mai brachten eine Neuordnung der politischen Gewichtungen in der Eisacktaler Gemeinde mit sich, die es in sich hat: Die SVP verfügt gemeinsam mit dem zum vierten Mal wiedergewählten Bürgermeister Walter Baumgartner mit acht Sitzen über eine knappe Mehrheit im 15-köpfigen Gemeinderat. <BR /><BR />Die neu gegründete Ortsgruppe der Süd-Tiroler Freiheit errang bei den Wahlen sieben Sitze. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/spannung-in-villanders-darf-die-sued-tiroler-freiheit-mitregieren" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wie berichtet</a>, trafen sich die Vertreter der beiden politischen Lager zuletzt zweimal zu Gesprächen. Dabei wurde ausgelotet, ob die inhaltliche Basis und vor allem das Vertrauen für eine Zusammenarbeit im Gemeindeausschuss gegeben seien. Zügig und einstimmig genehmigt wurden am Mittwoch laut Tagesordnung die Voraussetzungen der Wählbarkeit und Vereinbarkeit von Bürgermeister und Gemeinderäten. Bürgermeister Walter Baumgartner legte den Amtseid ab.<h3> Gemeindeausschuss</h3>Punkt vier der Tagesordnung der ersten Gemeinderatssitzung sah den mit Spannung erwarteten Vorschlag des Bürgermeisters für die Besetzung des neuen Ausschusses vor.<BR /><BR />Vorab bedankte sich Baumgartner für das Vertrauen der Bürger und für die hohe Wahlbeteiligung: „Das ist gelebte Basisdemokratie.“ Er sprach von einem „intensiven Wahlkampf“, bei dem aber so manch Vertrauen verloren gegangen sei, und von einem „herausfordernden Ergebnis“. Nun gelte es, Schritte aufeinander zuzugehen – nicht zuletzt, weil „die Bevölkerung dies wünsche“. Baumgartner machte klar: „Die Mehrheit entscheidet. Das ist Demokratie.“ Bei seinem Vorschlag handle es sich um einen „Vertrauensvorschuss“. <BR /><BR />Baumgartner schlug an diesem Abend Konrad Senn (SVP), Margit Gasser Rabensteiner (SVP) sowie Walter Klammer (STF) und Daniel Prossliner (STF) für den Gemeindeausschuss vor. <BR /><BR />Während die vorgeschlagenen SVP-Räte einer Mitarbeit im Ausschuss zustimmten, lehnten Klammer und Prossliner ab. Prossliner bedankte sich bei den Wählern für das Vertrauen, begründete seine Absage mit beruflichen Gründen und aufgrund einer fehlenden Koalitionsvereinbarung: „Ein Kräfteverhältnis im Ausschuss von drei zu zwei könnte schwierig werden. Und: Ich selbst habe im Vorfeld keine Zustimmung für eine Mitarbeit im Ausschuss gegeben. Über eine WhatsApp-Nachricht des Bürgermeisters, dass er mich vorschlagen wolle, war ich überrascht.“<BR /><BR />Auch Walter Klammer (STF) erklärte, er sei über die Nominierung via WhatsApp überrascht gewesen – ein Gespräch vorab hätte es gebraucht. Direkt an den Bürgermeister adressiert sagte Klammer: „Wir müssen mehr reden.“ Auch Klammer lehnte eine Mitarbeit unter den genannten Voraussetzungen ab, da der Vorschlag den Wählerwillen nicht respektiere. Knackpunkt ist unter anderem die Besetzung des Vizebürgermeister-Postens, den die STF klar für sich beansprucht. Baumgartner begründete seine Entscheidung, den Posten des Stellvertreters mit einem Mitglied seiner Partei zu besetzen, damit, dass hierfür ein besonderes Vertrauensverhältnis notwendig sei.<h3>Fehlendes Vertrauen wird bemängelt </h3>Die Sitzung wurde nach einer kurzen Unterbrechung wieder aufgenommen. Der Antrag, die Abstimmung über die Besetzung des neuen Gemeindeausschusses zu vertagen, wurde mit acht Nein-Stimmen (SVP) und sieben Ja-Stimmen (STF) abgelehnt. <BR /><BR />Im Anschluss daran meldete sich Karl Gruber, Bürgermeisterkandidat der STF, zu Wort: „Ich habe von den Bürgern viel Zuspruch erhalten. Dies muss berücksichtigt werden – auch im Ausschuss.“ Als Partei habe man, so Gruber, das Recht, die jeweiligen Wunschkandidaten selbst vorzuschlagen. Baumgartner hatte im Vorfeld eine Zusammenarbeit mit Gruber aufgrund eines fehlenden Vertrauensverhältnisses dezidiert ausgeschlossen.<h3>STF: „Es fehlt die Basis“ </h3>Trotz dieses Verlaufes – der Absage von Klammer und Prossliner – kam es zur Abstimmung über den Vorschlag Baumgartners: Mit acht Ja-Stimmen und sieben Nein-Stimmen wurde Konrad Senn (SVP), Margit Gasser Rabensteiner (SVP) und die STF-Räte Klammer und Prossliner mehrheitlich gewählt. <BR /><BR />Minuten später beantragten Klammer und Prossliner ihren Rücktritt. Prossliner:„Es ist das eingetreten, was wir befürchtet haben: Es wird über unsere Köpfe hinweg entschieden.“ Klammer: „Ihr stimmt über uns ab – das ist keine Basis.“ <BR /><BR />Baumgartner bedauerte die Rücktritte: „Ich dachte, wir hätten einen gemeinsamen Spielraum.“ Am Donnerstag (gestern, Anm. der Redaktion) wolle er einen neuen Vorschlag für einen Gemeindeausschuss deponieren. <BR /><BR />Am heutigen Freitag, 23. Mai, um 20 Uhr tagt der Rat erneut im Kultursaal. Hierbei muss allerdings nicht wieder über den gesamten Ausschuss abgestimmt werden, sondern nur über jene 2 Kandidaten der Süd-Tiroler Freiheit.