<b>Ein Kommentar von Andreas Schwarz.</b><BR /><BR />Auf Bundesebene sieht es auch knapp 8 Wochen nach der Wahl nicht danach aus, dass die FPÖ des Herbert Kickl (56) Regierungsverantwortung übernehmen und gar den Kanzler stellen könnte. Er bekam, weil niemand mit ihm koalieren will, keinen Regierungsbildungsauftrag. Vielmehr haben ÖVP, SPÖ und NEOS Koalitionsgespräche aufgenommen. Bis Weihnachten könnte eine „Zuckerlkoalition“ Türkis-Rot-Pink zustande kommen, trotz großer inhaltlicher Differenzen. Die aber das „Nie mit Herbert Kickl“, dem Radikalpopulisten, der politisches Brunnenvergiften bis zum Exzess betrieben hat, eint.<BR /><BR />Bei den Landtagswahlen in Vorarlberg – dem ersten Wahlgang nach dem FPÖ-Triumph im September – war den Freiheitlichen schon der Sieg vorausgesagt worden. Und dann verplätscherte sich die an die Wand gemalte „blaue Welle“: Die ÖVP holte sich vor knapp 2 Wochen mit Stimmenverlusten unangefochten Platz 1, die FPÖ gewann stark dazu, landete aber dennoch 10 Prozentpunkte zurück auf Platz 2.<BR /><BR />Das ist auch die Hoffnung von ÖVP und SPÖ für die Steiermark. Die beiden Ex-Großparteien haben sich in dem einst von Industrieregionen und bürgerlichen Landgebieten geprägten Bundesland stets die Macht geteilt: Jahrzehnte stellte die ÖVP den Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau. In den 2000er-Jahren übernahm die SPÖ (trotz sterbender Industrie-Gebiete) – die beiden bildeten eine Koalition. Und in trauter Eintracht übergab SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves, als er vor knapp 10 Jahren aus persönlichen Gründen abtrat, seinen Landeschefposten dem ÖVP-Vize Hermann Schützenhöfer – ein Novum.<BR /><BR />Nun haben Umfragen der FPÖ Platz 1 vorhergesagt. Aber die steirischen Wähler sind volatil: In den vergangenen Monaten lag einmal die ÖVP, einmal die SPÖ in den Umfragen voran, in der Landeshauptstadt Graz regiert gar die kommunistische KPÖ! Landeschef Christopher Drexler (53) – einst eine Art Parteirebell in der ÖVP, inzwischen aber über-saturierter Landeshauptmann aus dem Bilderbuch – kann also durchaus hoffen.<BR /><BR />Mit ihm hoffen Kanzler Karl Nehammer (52) und die Bundes-ÖVP. Denn sollte die FPÖ nach Vorarlberg auch in der Steiermark nicht Platz 1 erreichen, bedeutet das ein bisschen Atempause, wenn nicht gar Rückenwind für die Koalitionsverhandlungen mit SPÖ und NEOS.<BR /><BR />Das ständige Betonen der FPÖ, da schmiede sich eine „Koalition der Verlierer“ (die ÖVP verlor im September 11 Prozentpunkte, die SPÖ kam mit 21,1 auf ihr historisch schlechtestes Ergebnis) verfinge dann nicht mehr ganz so. Und eine FPÖ, die auch aufgrund eines schwebenden Finanzskandals und Justiz-Ermittlungen rund um Parteichef Mario Kunasek in der Steiermark nicht Erster wird, hätte ein bisschen vom Nimbus der „blauen Welle“, die da rollt, verloren.<BR /><BR />Aber es kann alles anders kommen, als ÖVP und SPÖ hoffen. Und dann erhalten auch die Koalitionsverhandlungen im Bund einen Dämpfer.