Der New Yorker Supreme Court stimmte am Freitag der Aufhebung des scharfen Hausarrests zu. Auch die Kaution werde wieder ausgezahlt. Der Franzose darf die USA aber nicht verlassen. Und: Der Fall ist nicht vom Tisch, es kann immer noch zu einer Verhandlung wegen eines Vergewaltigungsversuchs kommen. Der nächste Gerichtstermin ist wie geplant am 18. Juli.Strahlend und mit der rechten Hand auf der Schulter seiner Frau verließ Strauss-Kahn das Gericht. Zuerst bemühte er sich noch um einen ernsten Gesichtsausdruck, dann lächelte er aber doch. Auch seine Frau, zum ersten Mal nicht nur in Schwarz gekleidet, lächelte erleichtert. Der 62-Jährige lebte unter scharfem Hausarrest mit elektronischer Fußfessel, Überwachungskameras und einem bewaffnetem Wachmann. Das soll ihn jeden Monat 250.000 Dollar (172.000 Euro) kosten.Der Franzose soll am 14. Mai ein Zimmermädchen sexuell angegriffen haben. An der Glaubwürdigkeit der Frau hatte es zuletzt aber erhebliche Zweifel gegeben.Zweifel an Glaubwürdigkeit des ZimmermädchensLaut „New York Times“ ist das Zimmermädchen in Drogenhandel und Geldwäsche verstrickt. Sie soll kurz nach dem Vorfall mit einem Inhaftierten besprochen haben, wie man Geld aus dem Fall schlagen könne.Wegen der Vorwürfe war Strauss-Kahn als Chef des Internationalen Währungsfonds zurückgetreten. Der 62-Jährige war bis zu seiner Verhaftung einer der aussichtsreichsten möglichen Kandidaten der Sozialisten (PS) für den Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Frühjahr. Nun sehen Parteifreunde Chancen für ein Comeback.Frau soll mehrmals gelogen haben Die Frau hatte in einem in einem New Yorker Hotel gearbeitet. Am 14. Mai soll es zu dem Übergriff gekommen sein. Sie hatte ausgesagt, Strauss-Kahn habe sie in seinem Zimmer splitternackt überfallen und zum Oralsex gezwungen.Laut „New York Times“ soll die 32-Jährige mehrfach bei Angaben zu ihrem Asylantrag gelogen haben. Nach Informationen des Blattes wollte die Anklage im Gericht mehrere Widersprüche bei der Vernehmung des Zimmermädchens aufdecken.Demnach habe sie anfangs behauptet, in ihrem Heimatland Guinea einmal von mehreren Männern vergewaltigt worden zu sein. Später habe sie die Behauptung zurückgezogen und eingeräumt, die Geschichte erfunden zu haben, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Verweis auf jemanden, der mit den Ermittlungen vertraut sei.Nach Angaben von Bloomberg hatten Strauss-Kahns Anwälte Brafman und William Taylor schon am 25. Mai an die Staatsanwaltschaft geschrieben, dass sie Informationen hätten, die die Glaubwürdigkeit der Frau erschütterten. Die stellvertretende Oberstaatsanwältin, Joan Illuzi-Orbon, habe die Verteidigung daraufhin aufgefordert, diese Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.Die aus Guinea in Westafrika stammende Frau lebt seit 2002 in den USA. Dass es einen sexuellen Kontakt gab, wird nach Spurenlage nicht angezweifelt. Vor Gericht hatten die Anwälte von Strauss-Kahn nach Medienberichten erklärt, ihr Mandat habe einvernehmlich Sex mit der Frau gehabt.Politische Rückkehr von Strauss-Kahn? Parteifreunde sehen nun wieder Chancen für eine Rückkehr – des kurz DSK genannten – Strauss-Kahn. Der ehemalige sozialistische Premierminister Lionel Jospin bezeichnete die Wende als „Donnerschlag“. Sollte er völlig entlastet werden, sei es an ihm und der Partei, über die Zukunft zu entscheiden. Der frühere Kulturminister Jack Lang erklärte: „Wenn sich die Neuigkeiten aus New York bestätigen, wäre das eine große Freude.“Das Zimmermädchen habe am Tag nach dem Vorfall mit einem inhaftierten Mann über die Möglichkeit gesprochen haben, mit Vorwürfen gegen den Franzosen Geld zu machen, berichtete die „New York Times“. Der Mann sitze wegen Drogenschmuggels. Er und weitere Menschen hätten Geld – insgesamt etwa 100 000 Dollar – auf dem Konto der Frau geparkt.Verwandte und Freunde hatten das Zimmermädchen als bescheiden und hart arbeitend beschrieben. Strafrechtlich war sie ein unbeschriebenes Blatt. Laut „New York Times“ sagte die 32-Jährige, mit den Vorwürfen konfrontiert, die Einzahlungen seien ohne ihr Wissen gemacht worden.Der Franzose war gut vier Stunden nach dem Vorfall in der Erste-Klasse-Kabine seines Paris-Fluges festgenommen worden. Strauss-Kahn hatte zunächst einige Tage auf der Gefängnisinsel Rikers Island in Einzelhaft gesessen, bevor er in den Hausarrest entlassen wurde. Er musste seine Reisepässe hinterlegen. Der 62-Jährige trug eine elektronische Fußfessel und durfte die Wohnung in Manhattan nur für Gericht, Gesundheit und Gebet verlassen. Kameras und bewaffnete Sicherheitsleute überwachen ihn. Dieses Arrangement koste den Franzosen 250 000 Dollar (172 000 Euro) im Monat, hieß es bei der „New York Times“.dpa