Neue Attacken einiger Tageszeitungen im Besitz der Familie Berlusconi gegen Fini wegen eines Wohnungsgeschäfts in Monte Carlo führten zu einem Abbruch der Gespräche zwischen Vertretern der Regierung und den „Finianern“ über eine heikle Justizreform. Damit verschärft sich der Konflikt zwischen Fini und dem Premierminister, der kommende Woche im Parlament sein neues Regierungsprogramm vorstellen will.Fini und seine Fraktion beschuldigten die von Berlusconi kontrollierte Tageszeitung „Il Giornale“, mit Hilfe der Geheimdienste verleumderische Informationen über den Präsidenten der Abgeordnetenkammer zu sammeln und zu verbreiten. Fini ist wegen einer Wohnung in Monte Carlo unter Beschuss geraten, die eine Anhängerin der inzwischen aufgelösten Alleanza Nazionale seiner Partei vererbt hatte. Die Wohnung sei über Umwege in die Hände des Bruders von Finis Lebensgefährtin Elisabetta Tulliani geraten. Giancarlo Tulliani bestritt jedoch, der neue Eigentümer der Wohnung zu sei. Er habe die Wohnung lediglich gemietet. Die Steuerpolizei dementierte Medienberichte, nach denen sie in Monte Carlo gegen Fini ermittle.Auf Finis Vorwürfe reagierte Berlusconi vehement. „Es ist falsch, unannehmbar und absolut grundlos, die Geheimdienste zu beschuldigen und ihre Ehrenhaftigkeit infrage zu stellen“, hieß es in einem offiziellen Schreiben von Berlusconis Büro.Finis Fraktion "FLI" bekräftigte ihre Vorwürfe. „Niemand bestreitet die institutionelle Loyalität unserer Geheimdienste. Man muss aber die Sicherheit haben, dass untreue Mitglieder der Geheimdienste im Hintergrund keine Pläne schmieden, um Fini zu verleumden“, sagte FLI-Fraktionschef Italo Bocchino.Fini-Anhänger setzen Berlusconi auch im Medienbereich unter Druck. Die Fini-Fraktion reichte dem Parlament einen Antrag ein, in dem sie die Regierung zu Maßnahmen für die Stärkung des Pluralismus in der öffentlich-rechtlichen TV-und Rundfunkanstalt RAI auffordern. Die Regierung Berlusconi müsse allen Parteien gleichen Zugang zur RAI sichern, heißt es im Text. Die Berlusconi-Partei reagierte kritisch. „Die Fini-Anhänger führen eine scharfe Opposition gegen Berlusconi, ohne die Probleme des Landes zu berücksichtigen“, kommentierte der Fraktionschef der Berlusconi-Partei „Volks der Freiheit“ (Popolo della liberta - PdL) im Senat, Maurizio Gasparri.Der mit Berlusconi verbündete Chef der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega Nord Umberto Bossi beobachtet besorgt den eskalierenden Streit in der Regierungskoalition, zeigte sich jedoch über die Zukunftschancen des Kabinetts zuversichtlich. „Ich bin optimistisch, dass die Regierungsmehrheit weiter hält, auch wenn man nicht weiß, was der morgige Tag bringt“, kommentierte Bossi.In diesem gespannten Klima bereitet sich Berlusconi auf die Vorstellung seines Fünf-Punkte-Programms im Parlament vor, mit dem er das Vertrauen der gesamten Regierungskoalition zu gewinnen und bis Ende der Legislaturperiode im Amt zu bleiben hofft. Berlusconis Regierungskoalition wackelt seit seinem Bruch mit Fini Ende Juli. Die Vertrauten Finis haben der Regierung solange Unterstützung zugesichert, wie sich diese an das Wahlprogramm hält.apa