Die SVP habe den politischen Kompass für die Zukunft Südtirols längst verloren und „sucht verzweifelt, den in weiten Teilen der Bevölkerung sicht- und hörbaren Unmut zu besänftigen. Diese lässt sich aber nicht länger mit Floskeln und Beschönigungen einlullen, sie will endlich mehr mitbestimmen und viele sehen die Autonomie auf der Grundlage des Paketes bestenfalls als eine Zwischenlösung an. Über die Autonomie hinauszudenken ist die SVP weder fähig noch willens", erklärt Leitner weiter.Dass die Paketgegner ein gutes Gespür gehabt und die Entwicklung der SVP zu einem reinen Machtapparat geahnt hätten, komme in einem 1974 verfassten Brief von Peter Brugger, Gegenspieler von Silvius Magnago bei der Paketabstimmung, Landesrat und Senator, abgedruckt im Buch seiner Tochter Oktavia „Peter Brugger - Eine politische und persönliche Biografie" zum Ausdruck: „Ich sehe immer mehr, dass unsere SVP das Tummelfeld für Ehrgeizlinge und Emporkömmlinge geworden ist, denen die Volkstumspolitik ein Instrument zur Erreichung immer größerer persönlicher Macht darstellt. Der Dienst am Volke wird dabei vergessen ... Die Politik, die sich nunmehr in der SVP durchgesetzt hat, ist in kurzen Worten eine reine Advokatenpolitik geworden. Sie besteht darin, dass die SVP als Sammelpartei, die sie nicht mehr ist, ausgenutzt wird, um sich ohne ideologischen Leitfaden Klienten zu schaffen, die machthungrige Vertreter um sich scharen, indem sie bemüht sind, jedem einen Gefallen zu erweisen, ohne lange zu überlegen, ob dieser Gefallen berechtigt oder unberechtigt ist. Hauptsache ist, dass man durch den Gefallen jemanden an sich bindet und ihn verpflichtet ... Wir können uns ausrechnen, wohin eine solche Politik führt." [S. 136/37]Brugger habe 1975/76 mit der Aussage aufhorchen lassen, dass er die Selbstbestimmung fordere, wenn die Kommunisten in Rom die Regierung übernähmen. „Ironie des Schicksals: 2006 verhalf die SVP mit Prodis Linksbündnis den Kommunisten in die Regierung. Das hat uns Freiheitliche zur Aussage bewogen: ‚SVP - einst Los von Rom und nun mit Rom im Bett'", so Leitner. Der SVP sei das volkstumspolitische Rückgrat abhanden gekommen. Der größte Makel des Paketabschlusses ist - dem Freiheitlichen zufolge - jener, dass er nicht auf dem Willen des Volkes beruhe. „Künftige Entscheidungen von einer solchen Tragweite sind der Bevölkerung zur Abstimmung zu unterbreiten. Selbstbestimmung ist mehr als ein Schlagwort für den eigennützigen Gebrauch", fordert Leitner. „Der Handschlag von 1969 in Ehren: Wo aber bleibt ein solcher im Jahre 2009? Wir laden alle, die nach Meran fahren sind, um zu jubeln, ein, über ein Freistaatmodell nachzudenken", schließt der freiheitliche Landesparteiobmann sein Schreiben ab.