Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten rückte die Armee am Samstag mit Panzern, Truppentransportern und Geländewagen in ein Dorf nahe der türkischen Grenze ein. Die Türkei hat unterdessen ihre Hilfsmaßnahmen für syrische Flüchtlinge nach eigenen Angaben auf die syrische Seite der Grenze ausgeweitet.Die Armee sei mit mindestens sechs Panzern, 15 Truppentransportern sowie Geländewagen in das Dorf Bdama eingedrungen, sagte der Chef der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Aus dem Dorf nahe der Protesthochburg Jisr al-Shughour sei heftiges Gewehrfeuer zu hören. Bewohner von Bdama hätten in den vergangenen Tagen Flüchtlinge aus Jisr al-Shughour mit Nahrung versorgt. Die Armee hatte Jisr al-Shughour vergangene Woche nach tagelanger Belagerung eingenommen, zahlreiche Bewohner flüchteten.Die Zahl der in die Türkei geflüchteten Syrer sei auf mehr als 10.500 gestiegen. Darunter seien rund 5.300 Kinder, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Die türkische Regierung stellte bisher umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro bereit, um die vor der Gewalt des syrischen Regimes geflohenen Menschen in vier Zeltstädten zu versorgen. Mit humanitärer Hilfe solle nun auch den Menschen geholfen werden, die auf der syrischen Grenzseite warteten und dringend Nahrungsmittel benötigten, erklärte die türkische Katastrophenschutzbehörde auf ihrer Internetseite.Es ist das erste Mal, dass die türkischen Behörden eine grenzübergreifende Hilfsmission starteten, nachdem die Flüchtlinge in vom türkischen Roten Halbmond errichteten Zeltdörfern auf der türkischen Grenzseite in der Provinz Hatay aufgenommen wurden. Tausende Syrer harren aber noch immer unter schwierigen Bedingungen auf der syrischen Seite der Grenze aus und sind unentschlossen, sich auf die türkische Seite zu begeben. An der Grenze leben sie derzeit unter freiem Himmel oder in notdürftig errichteten Unterständen aus Zweigen und Plastikplanen. Lebensmittel sind knapp und Wasser gibt es nur aus Brunnen.Trotz des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte waren nach den Freitagsgebeten in Syrien wieder Zehntausende Menschen in verschiedenen Städten auf die Straße gegangen. In der Stadt Hama versammelten sich Rahman zufolge 100.000 Menschen, im zentralsyrischen Homs seien es rund 5.000 gewesen. Dort seien fünf Menschen erschossen worden. Das örtliche Koordinationskomitee regierungskritischer Aktivisten erklärte, insgesamt 19 Menschen seien getötet worden, allerdings seien erst die Namen von zwölf Opfern bekannt.Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London weiter mitteilte, gab es während der ersten Beisetzung von zwei Demonstranten, die am Vortag von Sicherheitskräften getöteten wurden, in der östlichen Stadt Deir al-Zor wütende Sprechchöre gegen die Regierung. Die Menge habe sich anschließend mit einem Trauerzug vereinigt, der zum Grab des zweiten Todesopfers unterwegs war, und sei dabei auf 70.000 Menschen angeschwollen.Bisher sind bei den seit März stattfindenden Protesten gegen das Polizei- und Geheimdienstregime unter Staatschef Bashar al-Assad laut UNO-Angaben seit März mehr als 1.200 Zivilisten ums Leben gekommen, rund zehntausend weitere wurden festgenommen. Die syrische Regierung macht „bewaffnete Banden“ für die Gewalt verantwortlich. Die Ausweisung fast aller ausländischen Journalisten aus Syrien macht zuverlässige Angaben über Todesfälle auf beiden Seiten schwierig.US-Außenministerin Hillary Clinton bekräftigte in einem Gastkommentar für die arabische Zeitung „Al-Sharq al-Awsat“die Unterstützung Washingtons für die Demokratiebewegung. „Anhaltende Brutalität mag es Assad erlauben, den im Gange befindlichen Wandel in Syrien hinauszuschieben, aber sie wird ihn nicht umkehren“, schrieb Clinton. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in Syrien hat die britische Regierung ihre Bürger aufgefordert, das Land sofort zu verlassen. apa/afp/dpa/reuters