Der „transition pathway for tourism“ – im Englisch deutlich geschmeidiger und vielsagender – ist der Plan der Kommission, den Tourismussektor in den Dienst der Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu stellen.<h3> Aber warum gerade der Tourismus?</h3>Zweifellos ist der Tourismus in der EU ein relevanter Wirtschaftsfaktor. Das Territorium der EU gilt als die meistbesuchte Region der Welt, die fast 40 Prozent des weltweiten internationalen Reiseaufkommens auf sich zieht und fast 30 Prozent der internationalen Einnahmen aus dem Tourismus vereinnahmt. Der Anteil der Branche an der Beschäftigung in der EU liegt bei 5,1 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Das sind fast 12 Millionen Arbeitsplätze. <BR /><BR />Südtirol hebt sich aus diesen bereits beeindruckenden Zahlen weiter ab; hier ist der Tourismus eine noch prominentere Rolle spielt: Fast ein Fünftel der Beschäftigten sind im Tourismus tätig, Südtirol beherbergt 33 Millionen Übernachtungen jährlich. <h3> Was will der „Übergangspfad“ erreichen?</h3>Unter anderen wird die Tourismus-Gemeinschaft aufgefordert, in die Kreislaufwirtschaft zu investieren, um Energie- und Wasserverbrauch, Abfallerzeugung und Umweltverschmutzung zu verringern. Auch soll es in Hinkunft mehr Austausch und mehr Daten geben, um neue innovative Tourismusdienstleistungen zu ermöglichen und Reiseziele nachhaltig zu managen.<BR /><BR />Kurzum, die Kommission will in Zusammenarbeit mit der Tourismuswirtschaft und den Gebietskörperschaften einen grünen und digitalen Wandel erzeugen. Funktionieren soll das unter anderen durch so genannte „pledges“ – also durch Selbstverpflichtungen, in denen man als Hotelier, Gemeinde oder sonstiger „stakeholder“ verspricht, innerhalb eines gewissen Zeitrahmens konkrete Zielvorgaben zu erreichen. <BR /><BR />Dieser Prozess wird laufend überwacht und ausgewertet. In diesem Zusammenhang wird das EU-Tourismus-Dashboard ebenso eine Rolle spielen wie die neu zu gründende Tourismus-Plattform, welche „stakeholder“ unterstützen soll. Sie wird wohl erst Beginn 2024 operativ sein. Mehr wird wohl am 5. Mai, dem Tag des Europäischen Tourismus 2023, zu erfahren sein.<BR /><BR />PS: Mit „stakeholder“, auf Deutsch: „Anspruchsgruppen“, werden alle Personen, Gruppen oder Institutionen bezeichnet, die von den Aktivitäten einer Firma direkt oder indirekt betroffen sind oder die ein Interesse an diesen Aktivitäten haben, Anm. d. Red.).<h3> 5 Fragen und Antworten</h3>Wir haben zum Thema auch mit Gabriel N. Toggenburg, Honorarprofessor für EU-Recht und Menschenrechtsschutz an der Universität Graz, gesprochen.<BR /><BR /><b>Was sind „pledges“ in der EU-Tourismuspolitik?</b><BR />Gabriel N. Toggenburg: Das sind Selbstverpflichtungen. Die Kommission ruft Tourismus-Akteure auf, öffentlich das Setzen konkreter Schritte zu versprechen. Und zwar in 27 vordefinierten Bereichen. Es geht da um die großen Themen Regulierung, Ökologisierung, Digitalisierung, Resilienz und Finanzierung. <BR /><BR /><b>Warum soll sich ein Wirtschaftstreibender freiwillig zu etwas verpflichten?</b><BR />Toggenburg: Die „pledges“ sind nicht juristisch bindend. Vielmehr geht es um den Austausch von bewährten Praktiken und schlauer Ideen. Auch um die Schaffung eines Klimas, in dem alle gemeinsam vorankommen wollen, ohne gesetzlich zu etwas gezwungen werden zu müssen. <BR /><BR /><b>Wie kommt diese Idee bei den Stakeholdern an?</b><BR />Toggenburg: 260 „pledges“ wurden bisher veröffentlicht. Aber das ist erst der Beginn eines Prozesses. <BR /><BR /><b>Ist Südtirol beteiligt?</b><BR />Toggenburg: 39 der 260 Selbstverpflichtungen kommen aus Italien, darunter von der EURAC, welche die Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol beherbergt; diese verspricht eine bessere Datensammlung und diese bis 2025 besser mit der Politikgestaltung zu verknüpfen. Freilich ist es so, dass nicht alle 27 Maßnahmengebiete gleich attraktiv erscheinen. <BR /><BR /><b>Wo gibt es zaudern?</b><BR />Toggenburg: Unter 2 der 27 Maßnahmengebiete gingen bisher gar keine „pledges“ ein. Bemerkenswert ist darunter auch die Schaffung von fairen Arbeitsplätzen im Tourismus.