Finanzminister Giulio Tremonti, der offensichtlich nicht in die Pläne von Berlusconi eingeweiht war, hat mit seinem Rücktritt gedroht, falls die Steuersenkung über neue Schulden finanziert werde. Das schreiben heute übereinstimmend der „Corriere della Sera“ und „La Repubblica“.Tremonti habe in einem sehr angespannten Telefongespräch vom Ministerpräsidenten, der in Moskau weilt, eine grundsätzliche Entscheidung verlangt: Entweder entscheide sich die Regierung für einen Sparkurs, wie er von der EU gefordert wird, oder für eine deutlich höhere Neuverschuldung. Im zweiten Fall bleibe er nicht eine Minute länger Finanzminister.Berlusconi hatte am Donnerstag Abend erklärt, die IRAP stufenweise abschaffen zu wollen und dafür viel Zustimmung seitens der Wirtschaft erhalten. Um Kleinunternehmen in dieser schwierigen Konjunkturphase zu unterstützen, plane er Steuerentlastungen zur Förderung der Investitionen an, sagte Regierungschef Berlusconi. „Wir wollen die regionale Wertschöpfungssteuer IRAP schrittweise senken und dann ganz abschaffen“, erklärte Berlusconi.Die Abschaffung der Steuer ist aber nur schwer finanzierbar: Der Staat kassiert dadurch ca. 40 Milliarden Euro im Jahr. Angesichts der sinkenden Steuereinnahmen und den gestiegenen Kosten durch die Maßnahmen gegen die Finanzkrise kann Tremonti nicht einmal auf einen Teil der Einnahmen, die durch eine schrittweise Abschaffung der Steuer wegfallen würden, verzichten.Mit außerordentlichen Steuern (“una tantum”), die nur einmal gezahlt werden müssen, kann eine strukturelle Steuersenkung im Ausmaß der IRAP nicht finanziert werden. Eine größere Neuverschuldung will Tremonti aber auf keinen Fall, da ein ausgewogener Haushalt für den Finanzminister die Grundvoraussetzung für eine Erholung und den Aufschwung der Wirtschaft ist. Umberto Bossi, wichtiger Bündnispartner von Berlusconi, verteidigt den Finanzminister. „Man versucht, Tremonti auszuschalten, aber ich schütze ihn“, kommentierte der Chef der Lega Nord die Auseinandersetzung.Geklärt werden soll die Frage, welchen Kurs die Regierung einschlägt, heute bei einem persönlichen Treffen von Berlusconi und Tremonti.rb