Mittwoch, 3. Mai 2023

Tschenett: „Die Politik gibt manchmal zu schnell nach“

Der ASGB-Vorsitzende Tony Tschenett verortet in der Südtiroler Gesellschaft, aber auch in der Politik, einen zunehmenden Bedeutungsverlust was die Südtiroler Autonomie anbelangt. „Vor allem für die jüngeren Generationen sind die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte eine Selbstverständlichkeit.“ Das sei gefährlich, warnt der Gewerkschafter.

„Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre anschaut, dann scheint es, dass die Südtiroler Autonomie immer mehr an Bedeutung verliert.“ - Foto: © LPA / Ivo Corrà

Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre anschaut, so Tschenett, dann scheint es, dass die Südtiroler Autonomie immer mehr an Bedeutung verliere – „bei der Bevölkerung, aber auch bei den Politikern“, sagt der Gewerkschafter. „Und das ist besorgniserregend“.

Den jungen Leuten müsste in der Schule viel stärker vermittelt werden, warum Südtirol eine Autonomie hart erkämpft hat.
Tony Tschenett


Die Errungenschaften und die Befugnisse, die Südtirol dank der Autonomie erhalten hat, würden vor allem von der jüngeren Generation als selbstverständlich hingenommen. „Dass Südtirol in vielen Bereichen autonom entscheiden kann, ist aber alles andere als selbstverständlich“, so Tschenett.

Da seien die Schulen in die Pflicht zu nehmen: „Den jungen Leuten müsste in der Schule viel stärker vermittelt werden, warum Südtirol eine Autonomie hart erkämpft hat und was uns die Autonomie gebracht hat.“ Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder könnte hier als Zeitzeuge fungieren und Vorträge halten, meint der Gewerkschafter.

Tschenett nimmt aber auch die Südtiroler Politik in die Pflicht: Es sei manchmal so, dass man zu schnell nachgebe, anstatt für autonome Befugnisse zu kämpfen.

Wir dürfen nicht zulassen, dass die wesentlichen Säulen unserer Autonomie, wie etwa das Recht auf muttersprachlichen Unterricht, in Frage gestellt oder gar untergraben werden.
Tony Tschenett


„Ich habe mir die Wahlkampfprogramme von 2018 angeschaut und bin ernüchtert, was in den vergangenen 5 Jahren umgesetzt wurde“, sagt Tschenett. „Dort steht von Durchführungsbestimmungen im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich oder im Umweltbereich geschrieben, aber umgesetzt wurde davon reichlich wenig.“ Und er habe auch nicht den Eindruck, dass man groß dafür kämpfe.

Kämpfen müsse die Politik aber auch für die Grundsäulen der Autonomie, fordert Tschenett: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die wesentlichen Säulen unserer Autonomie, wie etwa das Recht auf muttersprachlichen Unterricht, in Frage gestellt oder gar untergraben werden.“

Die Autonomie, so Tschenett, sei ein Garant für das Zusammenleben und den sozialen Frieden in Südtirol. „Wenn wir das Bewusstsein für die Bedeutung unserer Autonomie verlieren, riskieren wir, dass die sozialen und kulturellen Errungenschaften, die uns heute auszeichnen, verloren gehen“, warnt er.

sor

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden