„Sie kommt ja auch von der EU, sie kommt von Russland, von den USA. Von der ganzen Menschheit“, sagte Gül vor seinem Staatsbesuch in Deutschland der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Und wir sagen ja nicht, dass das Waffenembargo für Gaza aufgehoben werden soll. Wir sagen nur, dass das Embargo für humanitäre Hilfe enden muss.“Gül bestätigte indirekt israelische Medienberichte, wonach der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu einen bereits ausgehandelten Kompromiss zur Entschärfung des Konflikts mit der Türkei torpediert haben soll. Es habe Geheimgespräche gegeben. „Sie haben dann ein Papier erarbeitet, da wurden unsere Forderungen mehr oder weniger erfüllt. So haben wir eingelenkt. Am nächsten Tag aber gab es plötzlich wieder Erklärungen von israelischer Seite, da wurden die Dinge ganz anders dargestellt, nicht so, wie wir sie gemeinsam besprochen hatten. So haben sie sich gefangen nehmen lassen, so haben sie ihre eigene Zukunft gefangen genommen“, sagte der türkische Präsident.Laut der israelischen Zeitung „Yedioth Ahronoth“ wäre eine Entschuldigung der israelischen Regierung für „operationelle Irrtümer“ bei der blutigen Militäraktion gegen die Gaza-Hilfsflotte in internationalen Gewässern vereinbart worden. Die türkische Seite hätte sich mit dieser Formel und einer Entschädigungszusage an die Hinterbliebenen der Opfer zufriedengegeben, doch der israelische Premier habe letztlich seinen Sanktus verweigert.Das palästinensische Gesuch an die Vereinten Nationen, einen Staat Palästina als Vollmitglied aufzunehmen, werde die Türkei in New York unterstützen, betonte Präsident Gül: „Es wird eine starke Unterstützung geben. Von den 193 UNO-Staaten wollen rund 150 das Vorhaben der Palästinenser mittragen. Ist das nicht angemessen?“Gül bekräftigte auch den Wunsch seines Landes nach einer Mitgliedschaft in der EU. Die Türkei könne mit ihrer starken Wirtschaft dabei helfen, „Europa wieder auf Vordermann zu bringen“. In Europa gebe es „eigentlich nur zwei aufstrebende Länder“, Deutschland und die Türkei. Kritik übte Gül daran, dass Türken für Besuche in Deutschland weiterhin ein Visum benötigen, während das für Deutsche bei Türkei-Reisen nicht gilt. dpa