Von Hatto Schmidt<BR /><BR />Und das, obwohl rund fünf Millionen oder 8,5 Prozent der Bevölkerung muttersprachliche Okzitanen, Elsässer, Lothringer, Bretonen, Katalanen, Basken, Korsen, Flamen oder Frankoprovenzalen sind. Ihre Sprachen werden von den Eliten in Paris vielfach als Gefahr für die Einheit Frankreichs angesehen <a href="https://www.eurac.edu/en/blogs/midas/only-china-goes-this-far" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(siehe auch diesen Beitrag). </a><BR /><BR />Die Bürger allerdings haben keine solchen Berührungsängste. Wie aus <a href="https://www.ifop.com/wp-content/uploads/2025/08/121688_Radioscopie_du_regionalisme_en_2025_Ifop_RPS_2025.08.18_compressed.pdf" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IFOP</a> hervorgeht, zeigt sich darin „ein Frankreich auf der Suche nach territorialer Autonomie und regionaler Identität, das seine Unterstützung für die Forderungen der Regionalisten in rechtlicher, territorialer oder sprachlicher Hinsicht nicht verhehlt.“ <BR /><BR />68 Prozent der Befragten sind laut der Umfrage der Meinung, dass die lokalen Gebietskörperschaften im Vergleich zum Staat nicht genug Macht haben, das ist ein Anstieg um 18 Punkte seit 2012. 73 Prozent befürworten die Möglichkeit für die Regionen, nationale Gesetze anzupassen, um lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Ein Gesetz, das Derartiges für Korsika vorsieht, soll im Oktober in der Nationalversammlung diskutiert werden. <h3> Mehrheit für Berücksichtigung kultureller und historischer Gegebenheiten</h3>68 Prozent befürworten die Idee einer Neugliederung bestimmter Großregionen, um den kulturellen und historischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Damit würde die vom früheren Präsidenten François Hollande 2015 durchgesetzte Gebietsreform wieder geändert, infolge der zum Beispiel das Elsass in einer Großregion Grand Est aufging. 53 Prozent der Bretonen wünschen sich laut der Umfrage, dass das <a href="https://www.eurac.edu/en/blogs/midas/the-bagpipes-in-the-wadden-sea" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Departement Loire-Atlantique wieder der historischen Region Bretagne angegliedert wird;</a> zwei von drei Basken befürworten die Schaffung einer Gemeinde mit besonderem Status für das Baskenland. <BR /><BR />77 Prozent der Franzosen unterstützen eine offizielle Anerkennung der Regionalsprachen, und 84 Prozent der Befragten befürworten Unterricht in regionaler Geschichte als Ergänzung zur nationalen Geschichte. 55 Prozent der Befragten in ganz Frankreich treten für den Unterricht von Regionalsprachen in den Schulen ein. <h3> 90 Prozent sagen: Der Zentralstaat ist zu weit entfernt von lokalen Realitäten</h3>90 Prozent der Befragten äußerten die Meinung, dass der Zentralstaat zu weit von den lokalen Realitäten entfernt ist – eine schallende Ohrfeige für die Eliten in Paris. 82 Prozent der Befragten sagen überdies, dass sich die Medien zu sehr auf Paris konzentrieren und sich nicht genug für den Rest des Landes interessieren. <BR /><BR />Die Umfrage führte das Meinungsforschungsinstitut IFOP zwischen dem 11. und dem 25. Juli durch, und zwar mittels eines selbst auszufüllenden Online-Fragebogens bei einer Stichprobe von 2000 Personen, ergänzt durch sieben spezifische territoriale Stichproben im Elsass- Mosel-Gebiet (500 Befragte), in der historischen Bretagne (500), Savoien (500), Korsika (504), dem nördlichen Baskenland (534), Katalonien (500) und im okzitanischen Raum (518). <BR /><BR />Den Auftrag für die Umfrage gab Régions et Peuples Solidaires, eine Partei, die 1994 durch den Zusammenschluss regionaler und autonomistischer Parteien entstanden ist. Ihr Vorsitzender ist der frühere langjährige EU-Abgeordnete François Alfonsi aus Korsika. Die Partei stellt einen von 348 Abgeordneten im französischen Senat und drei von 577 in der Nationalversammlung. <BR /><BR /><i>Die Europäische Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen (Midas) wurde 2001 gegründet. 28 Tageszeitungen aus 12 Staaten gehören Midas an. Ziel ist, gemeinsam Strategien zu entwerfen und die Zusammenarbeit beim Austausch von Informationen, bei Druck und Marketing zu fördern. Dieser Text stammt von Hatto Schmidt für Midas.</i>