Der Senatsvorsitzende stellte dies zu Beginn der Verhandlung fest, in welcher die Verlesung der Anklage fortgesetzt wurde. Karadzic kündigte unterdessen am Montag in einem offenen Brief an Kwon an, am Dienstag vor dem Gericht erscheinen zu wollen.Die Feststellung des Richters öffnet praktisch die Tür für die Bestellung eines Pflichtverteidigers für Karadzic bzw. für eine Entscheidung, das Verfahren in seiner Abwesenheit fortzusetzen. Das UNO-Tribunal soll über den weiteren Verlauf des Verfahrens bei einer auf Dienstag angesetzten Verhandlung entscheiden. Kwon hatte in der vergangenen Woche den angeklagten Ex-Präsidenten der Republika Srpska gewarnt, dass sein Verhalten nicht ohne Folgen bleiben würde.Karadzic hatte seine angekündigte Boykott-Haltung in der Vorwoche mit mangelnder Zeit für die Vorbereitung der Verteidigung begründet. Karadzic, Psychiater von Beruf, will sich vor dem UNO-Tribunal selbst verteidigen. Er rechnet dabei mit der Hilfe eines internationalen Teams von Anwälten.Karadzic habe den 44 Monate andauernden Beschuss der einstigen Olympiastadt und ihrer Einwohner von den umliegenden Bergen aus persönlich angeordnet, sagte Staatsanwalt Alan Tieger am Montag vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Auch die gezielte Tötung selbst von Kindern in den Straßen von Sarajevo durch Heckenschützen sei durch den Angeklagten sanktioniert worden. „Es wurde auf Mütter geschossen, die mit ihren Kindern spazieren gingen, auf spielende Schulkinder, ebenso wahllos wie auf Menschen in Straßenbahnen", erklärte der Anklage-Vertreter. Soldaten und Offiziere, die sich bei diesen Kriegsverbrechen besonders hervorgetan hätten, seien von Karadzic belobigt und befördert worden. So habe er den Kommandanten der bosnisch-serbischen Streitkräfte, Ratko Mladic, für dessen brutales Vorgehen während der Sarajevo-Belagerung zum Generalleutnant befördert. Der 67-jährige Mladic ist auch 14 Jahre nach dem Ende des Bosnien-Krieges noch flüchtig.Der Staatsanwalt ließ dazu Videos einspielen sowie Audio-Aufzeichnungen, auf denen zu hören ist, wie Karadzic bosnisch-serbische Truppen für Mordtaten lobt und sie weiter anfeuert. Karadzic hat bisher alle Vorwürfe bestritten.apa