Montag, 5. Juni 2023

Vergiftungen an Schulen in Afghanistan

In Afghanistan ist es möglicherweise zu Vergiftungen an 2 Schulen gekommen. Wie Omair Saripuli, Direktor der Informationsbehörde in der Provinz Sar-i Pul, am Montag mitteilte, hatten am Samstag fast 90 Kinder über Symptome wie Atemnot und Übelkeit geklagt. Die meisten seien Mädchen. Saripuli vermutet nach eigener Aussage eine Vergiftung. Auch drei Lehrerinnen und ein Lehrer sowie ein weiterer Mitarbeiter an einer der Schulen und der Vater eines Schulkindes seien betroffen.

Seit der Machtübernahme der Taliban ist Schulbildung für Mädchen eigentlich verboten. - Foto: © APA/AFP / SHAFIULLAH KAKAR

Einige der Kinder seien ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand sei stabil, sagte Saripuli. Auch habe es Symptome wie tränende Augen und laufende Nasen bei den Schulkindern gegeben. Ein Polizeisprecher hatte zuvor mitgeteilt, dass rund 60 Mädchen ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. Er sprach vom Angriff auf eine Schule. Unbekannte seien in diese eingedrungen. Als die Mädchen zum Unterricht kamen, seien sie vergiftet worden. Sie seien im Krankenhaus, aber in einem „guten Zustand“.

Der afghanische Nachrichtensender Tolo News hatte am späten Sonntagabend unter Berufung auf den Direktor der Bildungsbehörde, Mohammad Rahmani, von 77 betroffenen Schülerinnen an 2 Schulen gesprochen. Auch Rahmani vermutete laut Tolo News eine mögliche Vergiftung als Ursache. Der im Ausland ansässige Nachrichtensender Amu TV zeigte in einem Video betroffene Schulkinder in einem Krankenhaus.

Die Polizei äußerte sich nicht dazu, welches Gift verwendet wurde und wer hinter dem Anschlag stecken könnte. Festgenommen wurde demnach bisher niemand. Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban 2021 dürfen die meisten Mädchen nur noch die Volks- und Mittelschule besuchen. Junge Frauen sind von der Bildung weitgehend ausgeschlossen.

Giftanschläge bereits vor Jahren

In Afghanistan hatte es vor Jahren schon einmal eine Reihe von Giftanschlägen auf Mädchenschulen gegeben, darunter mutmaßlich mit Giftgas. Zu dem Zeitpunkt der Anschläge war noch eine international unterstützte Regierung in Kabul an der Macht. In den vergangenen Monaten hatte es Berichte über eine Serie von Giftanschlägen auf Mädchenschulen in Afghanistans Nachbarland Iran gegeben. Dabei erkrankten seit November Tausende Schülerinnen. Einige Politiker hatten angedeutet, die Schülerinnen könnten Ziel religiöser Gruppen gewesen sein, die eine Schulbildung für Mädchen ablehnen.

Im Iran hatten sich Schülerinnen aber auch an regierungsfeindlichen Protesten beteiligt, die nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini begonnen hatten. Amini war Mitte September 2022 in Polizeigewahrsam gestorben. Zuvor war sie von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll.

apa

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