Drei Tage nach der Ermordung des libyschen Rebellen-Generals Abdulfattah Junis sind am Sonntag bei einem schweren Feuergefecht in der Aufständischen-Hochburg Bengasi vier Menschen getötet worden. Soldaten des nationalen Übergangsrates der Rebellen lieferten sich eine mehrstündige Schießerei mit verdeckt operierenden Kadern des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Sechs weitere Personen wurden verletzt, 31 Pro-Gaddafi-Milizionäre festgenommen. Bei den vier Toten handelte es sich um Rebellen-Soldaten.Der Übergangsrat habe umgehend jeden Zusammenhang zwischen dem Feuergefecht und der Ermordung von Junis bestritten, berichtete der Al-Dschasira-Reporter aus Bengasi. Zweifel blieben jedoch bestehen, zumal am Wochenende die Hintergründe des Attentats auf Junis weiter im Dunkeln blieben. Nach offizieller Darstellung des Übergangsrates war der Chef des Stabes der Aufständischen-Armee am Donnerstag zusammen mit zwei Begleitoffizieren Opfer eines Pro-Gaddafi-Mordkommandos geworden.Zugleich verdichteten sich aber auch die Spekulationen, dass ihn islamistische Gruppen, die von Anfang an Teil der Aufstandsbewegung gegen Gaddafi sind, ermordet haben könnten. Diese könnten Rachegefühle gegen ihn gehegt haben, weil er in seiner Zeit als Gaddafis Innenminister die religiöse Opposition mit aller Härte unterdrückt hatte, hieß es am Samstag in Bengasi. Andere Mutmaßungen zielten darauf ab, dass Junis als prominenter Überläufer seine Loyalität zum Gaddafi-Regime nie wirklich aufgegeben und als eine Art Regimeagent im Machtzentrum der Aufständischen weitergewirkt habe.Junis war ein enger Vertrauter Gaddafis noch aus der Zeit, als der libysche „Revolutionsführer“ im Jahr 1969 die damalige Monarchie weggeputscht hatte. Zuletzt war er Gaddafis Innenminister. Als sich das Regime im Februar dieses Jahres anschickte, die bis dahin friedlichen Proteste in Bengasi blutig zu unterdrücken, lief Junis zur Aufstandsbewegung über.Nato-Kampfbomber zerstörten in der Nacht zum Samstag drei Satellitenantennen des libyschen Staatsfernsehens. Nach Darstellung des Bündnisses wurden dadurch die „Terrorsendungen“ des Diktators Gaddafi „zum Schweigen gebracht“. Das libysche Staatsfernsehen blieb allerdings nach der Attacke weiter auf Sendung. Am Samstagmorgen wiederholte es eine Polit-Talkshow vom Vortag, berichtete Al-Dschasira.Die Rebellen im westlichen Nafusa-Gebirge brachten indes den strategisch wichtigen Ort Gasaija nach mehrtägigen Kämpfen unter ihre Kontrolle. Dort hielten sich nunmehr keine Gaddafi-Verbände mehr auf, berichtete ein Al-Dschasira-Reporter aus dem Kampfgebiet. Die Zivilbevölkerung sei aus dem bisher wichtigen Stützpunkt der Gaddafi-Truppen unweit der tunesischen Grenze vor den Kampfhandlungen geflohen.Das deutsche Auswärtige Amt will einen leitenden Diplomaten der libyschen Botschaft in Berlin des Landes verweisen. Das berichtete das Magazin „Focus“. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte, dass der Libyer „nach sorgfältiger Prüfung“ zur unerwünschten Person (persona non grata) erklärt worden sei.Frankreich richtet sich derweil auf einen langen Krieg in Libyen ein und will mehr deutsche Hilfe für einen schnelleren Erfolg. „Frankreich und Großbritannien stehen nicht alleine“, versicherte Verteidigungsminister Gérard Longuet der Pariser Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“. Doch Frankreich wünsche mehr Begleitung durch seine EU-Partner: „Ich denke an Spanien, Deutschland, Polen, die Staaten Nordeuropas.“ Deutschland nimmt nicht an dem Militäreinsatz in Libyen teil und hatte sich bei der Abstimmung darüber im UN-Sicherheitsrat enthalten.dpa