Während sich Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) über den Einzug der Vielfalt ins Hohe Haus freute und sich redlich bemühte, die Gäste in all ihren Minderheitensprachen zu begrüßen, gab es von Marjan Pipp, Präsident des Volksgruppenzentrums, auch Kritik. Vor allem die Lage in Kärnten störte ihn.„…solange wird es immer nur einen Verlierer, nämlich die Minderheit geben“ „Solange Minderheitenrechte immer und sofort als Überforderung der Mehrheitsbevölkerung ausgegeben werden, wird es keinen Sieger, sondern immer nur einen Verlierer geben, nämlich die Minderheit“, sagte Pipp in seiner Ansprache. Er bezog sich darin auf Aussagen von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), der in der „Kleinen Zeitung“ der „Sorge“ um zweisprachige Aufschriften an Schulen oder Feuerwehrhäusern mit der Versicherung begegnete, dass man in Kärnten ausschließlich über Ortstafeln verhandle.„Volksgruppen in Österreich massiv bedroht“ – Südtirol als Positivbeispiel Pipp plädierte für mehr Förderung, denn „die Volksgruppen in Österreich sind in ihrer Existenz massiv bedroht“. Als europaweites Positivbeispiel nannte er Südtirol, wo der umfassende Minderheitenschutz dafür gesorgt habe, dass weder die deutsche, noch die ladinische oder die italienische Volksgruppe Mehrheit sein wolle.Südtirol sei heute ein blühendes und wohlhabendes Zuzugsland - ganz im Gegensatz zu Kärnten, das trotz einladender Bedingungen und seiner bevorzugten geopolitischen Lage „reif für die kommissarische Verwaltung“ sei.Körperschaftliche Gesamtvertretung angeregt Die Volksgruppen bräuchten eine körperschaftliche Gesamtvertretung, forderte Pipp. Solche Selbstverwaltungseinheiten hätten sich bereits in Ländern wie Kroatien, Slowenien, Dänemark, Estland, Belgien oder eben Südtirol bewährt. Allein über Beiräte sei dies nicht machbar. Die Ansätze der im Bundeskanzleramt angesiedelten Reformkonferenz überzeugten leider nicht, so Pipp.