Drei Tage vor der Stichwahl zur Kür des sozialistischen Kandidaten für die Präsidentenwahlen 2012 in Frankreich hat PS-Chefin Martine Aubry scharfe Töne gegenüber ihrem Konkurrenten Francois Hollande angeschlagen.Der 57-Jährige sei „verschwommen“ und verwende einen „Wortschatz der Rechten“, kritisierte die ehemalige Arbeitsministerin.Hollande erwiderte darauf, dass er nicht zu „einer Karikatur“ geworden sei und es nicht nötig habe, seine Konkurrentin „anzuschwärzen, abzuwerten und zu verurteilen“.Die „rechten Argumente“ verwende Hollande in Bezug auf die Krankenversicherung und die Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden pro Woche, für die Aubry im Jahr 2000 als Arbeitsministerin verantwortlich gezeichnet hatte.„Es stört mich immer, wenn ein Linker den Wortschatz der Rechten verwendet“, sagte die 62-Jährige am Donnerstag im Pariser Radiosender „RTL“.„Ich versuche immer, eine kohärente Linie zu finden, mein Lager zu vereinen“, hielt dem Hollande im Radiosender „Europe 1“ dagegen. „Ich mache nie etwas, das verletzten oder mein Lager spalten könnte.“Bei der letzten Fernsehdebatte vor der Wahl am kommenden Sonntag hatte insbesondere Aubry versucht, die politische Unterschiede zwischen ihr und ihrem Konkurrenten hervorzuheben.Dabei tat sie sich allerdings ziemlich schwer, zumal die Tochter des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors und der ehemalige Chef der Sozialisten ideologisch auf derselben Linie liegen.Daher wurden nicht inhaltliche, sondern persönliche Unterschiede deutlich. Hollande erschien diplomatischer, sympathischer und eher kompromissbereit. Aubry zeigte sich kämpferisch, sachbezogen und kaum zu einem Zugeständnis bereit.Jedenfalls schloss sie entschieden aus, dass sie im Falle eines Einzugs in den Elysee-Palast Hollande zu ihrem Premier machen würde.Die offene Vorwahl nach US-amerikanischem und italienischem Vorbild stellt eine Premiere in Frankreich dar. Vergangenen Sonntag beteiligten sich an der Wahl 2,6 Millionen Bürger, die in die französischen Wählerlisten eingeschrieben waren und sich schriftlich zu den Werten der Linken bekannten.Der TV-Debatte am Mittwochabend sahen sechs Millionen Personen zu. Diese Daten weisen auf ein überraschend großes Interesse der Franzosen für den Wahlkampf hin.