<b>Ein Kommentar von Janos I. Szirtes</b><BR /><BR />Dieser Waffenstillstand nicht im Interesse Israels. Zwar wurde die Hamas erheblich geschwächt; ein Teil ihrer Führer fand den Tod, aber die Organisation selbst ist nicht zerschlagen. Der Waffenstillstand bietet die Möglichkeit einer Neuorganisation, der Gefangenenaustausch im Verhältnis 1:10 zugunsten von Hamas gibt der Organisation einen Teil der Gotteskämpfer zurück, und nach Erfahrungen der israelischen Sicherheitskräfte greifen diese erneut zu den Waffen. Auch die Herrschaft der Hamas über Gaza wird wiederhergestellt<BR /><BR />Israels Premier Benjamin Netanjahu war unter großem Druck. Die Weltöffentlichkeit, die zunächst auf der Seite Israels stand, wandte sich durch die Zunahme der Kollateralschäden wieder ab. Unverhältnismäßigkeit wurde dem Land vorgeworfen und auch, dass es die Geiseln nicht zurückbringen konnte. Härteres Vorgehen gefordert von den Rechten, Nachgeben von den Angehörigen der Geiseln, weltweite Kritik an dem Vorgehen der israelischen Armee, radikale, nach dem Zweiten Weltkrieg nie gesehene Zunahme des Antisemitismus ist die Wirklichkeit, in der sich die israelische Führung befand. Hinzu kamen der Druck von US-Präsident Joe Biden und der seines Nachfolgers Donald Trump nach Ende des Tötens und des Vernichtens. All dies brachte den Waffenstillstand zustande. Ob dies nachhaltig sein wird, ist fraglich. <BR /><BR />Mit dem Waffenstillstand kehrt Nahost zur „Normalität“ zurück, wie sie seit 70 Jahren herrscht: verhältnismäßige Waffenruhe mit gelegentlichen Zusammenstößen, Wiederaufbau antiisraelischer Kräfte und Perspektive eines neunten Krieges. Trotzdem: Die militanten Palästinenserorganisationen sind geschwächt, und auch ihr größter Unterstützer, der Iran, hat an Einfluss verloren. Dies ist eine gute Voraussetzung für einen längeren Waffenstillstand, aber nicht für echten Frieden.