<b>von Johannes Ledel</b><h3> Welche Position nahm Schweden bisher ein?</h3>Seit dem Ende der Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfolgte Schweden eine Politik der Neutralität. Im Nachgang des Kalten Krieges wurde daraus eine militärische Blockfreiheit. Zwar unterstützte das skandinavische Land internationale Friedensmissionen mit Soldaten, seit mehr als 200 Jahren war Schweden jedoch nicht mehr an einem Krieg beteiligt. Der bisher letzte militärische Konflikt war der Schwedisch-Norwegische Krieg im Jahr 1814.<BR /><BR />Das Land knüpfte im Laufe der Zeit immer engere Verbindungen zur NATO und trat etwa 1994 der Partnerschaft für den Frieden und 1997 dem Euro-Atlantischen Partnerschaftsrat bei. Eine Vollmitgliedschaft in dem Militärbündnis galt jedoch vor allem unter Schwedens Sozialdemokraten lange als Tabu. Der ehemalige sozialdemokratische Verteidigungsminister Peter Hultqvist erklärte noch im Herbst 2021, er könne „garantieren“, dass er sich niemals an einem Beitrittsverfahren beteiligen werde.<BR /><BR /><b><h3> Warum will Schweden nun in die NATO eintreten?</h3></b>Der Entschluss für Schwedens Beitrittsgesuch erfolgte im Frühjahr 2022 als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Mit breiter Mehrheit stimmte das Parlament für einen schwedischen Antrag auf die Mitgliedschaft, der im Mai 2022 gemeinsam mit dem Nachbarland Finnland eingereicht wurde. Finnland konnte der NATO im April 2023 beitreten, während Schweden wegen Blockaden der Türkei und Ungarns weiter warten musste.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000600_image" /></div> <h3> <b>Wie stark ist das schwedische Militär?</b></h3>Während Schweden lange Zeit sehr stark in die Verteidigung des Landes investierte, wurden die Ausgaben Regierungsangaben zufolge nach dem Ende des Kalten Krieges massiv zurückgefahren. 2020 betrugen sie demnach nur 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Zuge der russischen Invasion in die Ukraine kündigte die Regierung in Stockholm jedoch an, die Ausgaben „so bald wie möglich“ auf 2 Prozent anheben zu wollen. In diesem Jahr soll das Ziel demnach sogar überschritten werden.<BR /><BR />Das schwedische Militär verfügt insgesamt über rund 50.000 Soldaten, von denen etwa die Hälfte Reservisten sind. Die schwedische Luftwaffe verfügt über mehr als 90 selbst entwickelte Gripen-Kampfjets, die schwedische Ostseemarine umfasst mehrere Korvetten und U-Boote.<h3> <b>Welche weiteren Vorteile bringt der schwedische Beitritt für die NATO?</b></h3>Der schwedische Beitritt zur NATO ist laut Robert Dalsjo, Analyst bei der schwedischen Forschungsagentur für Verteidigung (FOI), „das letzte Puzzlestück auf der Karte der NATO in Nordeuropa“. Gemeinsam mit dem neuen Mitglied Finnland ist die Ostsee nun mit Ausnahme Russlands von Mitgliedstaaten umgeben, einige Experten sprechen bereits vom „NATO-Meer“.<h3> <b><BR />Was bedeutet die NATO-Mitgliedschaft für Schwedens Verteidigung?</b></h3>Als Mitglied der NATO ändert sich das militärische Kalkül des Landes in mehreren wichtigen Aspekten. Schweden sei lange Zeit von der Annahme ausgegangen, sich selbst verteidigen zu müssen, sagte Jan Henningson, Forscher am FOI. Das ändere sich jetzt. Laut Experte Dalsjo muss das Land lernen, „ein Teamplayer zu sein“. „Und wir müssen uns darauf einstellen, dass wir nicht nur schwedisches Territorium, sondern auch verbündetes Territorium verteidigen wollen“, sagt er.<BR /><BR />Schwedens Armeechef Jonny Lindfors verspricht sich durch die NATO-Mitgliedschaft eine neue militärische Ausgangslage im Falle eines Konflikts. „Es wird eine ziemlich beeindruckende Truppe sein, die hoffentlich die geballte Macht von 32 Ländern von der Türkei im Süden bis hinauf nach Spitzbergen haben wird“, sagte er im Dezember der Zeitung „Dagens Nyheter“. Dies werde das Risiko eines Konflikts verringern.<h3> NATO</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000603_image" /></div> <BR /><BR />Die NATO (North Atlantic Treaty Organization, zu Deutsch: Nordatlantikpakt-Organisation) ist eine internationale Organisation, die am 4. April 1949 in Washington gegründet wurde. Ihre Mitgliedstaaten behalten ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit. Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. Ihre Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität. Das Hauptquartier ist in Brüssel. Die Gesamttruppenstärke beträgt etwa 3,8 Millionen. Der Wahlspruch lautet: „Animus in consulendo liber“ (deutsch: „In der Beratung ein freier Sinn“).