Im Jahr 2020 stellte das Land 242,6 Millionen Euro bereit, aber in 1250 Fällen war die Verwendung des Beitrags nicht einwandfrei. <BR /><BR /><BR /><i>Von Michael Eschgfäller</i><BR /><BR /><BR />15.155 Senioren im Land erhielten im Vorjahr direkt Pflegegeld ausbezahlt. Für die rund 4500 Bewohnerinnen und Bewohner der Altersheime wird mit dem Pflegegeld zumindest ein Teil der Kosten gedeckt, und das Geld fließt direkt auf die Konten der Träger des betreffenden Alters- und Pflegeheimes. Der übergroße Anteil von Südtirols pflegebedürftigen Senioren wird aber nach wie vor zu Hause gepflegt. Ihnen wird somit das Pflegegeld auf ihr Konto überwiesen – je nach Pflegestufe bis zu 1800 Euro pro Monat.<BR /><BR />Mehr als die Hälfte der Berechtigten ist in der niedersten Pflegestufe 1, in der 566 Euro ausbezahlt werden, wenn jemand bis zu 120 Stunden Pflege pro Monat braucht. 900 Euro sind es bei 120 bis 180 Pflegestunden (Pflegestufe 2), 1350 Euro bei 180 bis 240 Stunden benötigter Pflege (Pflegestufe 3) und 1800 Euro bei über 240 Pflegestunden (Pflegestufe 4). In rund 60 Prozent der Fälle, in denen Senioren zu Hause gepflegt werden, übernehmen Angehörige oder „Badanti“ diese Aufgabe. In den restlichen Fällen kommt zumindest einmal pro Woche der Hauspflegedienst. <BR /><BR />„Ohne diese Pflege zu Hause und vor allem ohne ,Badanti„ würde unser Pflegesystem sofort zusammenbrechen“, ist Soziallandesrätin Waltraud Deeg überzeugt. Gerade in der häuslichen Pflege gelte es, noch die Qualität zu steigern. Vor allem in den höheren Pflegestufen, in denen Senioren mehr Pflege bedürfen, müsse nachgebessert werden, etwa durch mehr Aus- und Weiterbildung für die Pflegenden.<BR /><BR /><b>Angehörige oft überfordert</b><BR /><BR />In vielen Fällen sind pflegende Angehörige völlig überfordert. In anderen wiederum wird das Pflegegeld für alles andere hergenommen als für die Pflege des Angehörigen. „Ich würde mich nicht trauen zu behaupten, dass das Geld auch immer bei den zu Pflegenden ankommt“, sagt Deeg. „Da müssen wir in Zukunft sicher noch genauer hinschauen.“<BR /><BR />Die Möglichkeit dazu besteht bereits jetzt. Rund 1250 Fälle, in denen das Pflegegeld nicht oder zu wenig für die Pflege zu Hause eingesetzt wird, haben Hausarzt oder Hauspflegedienst im Vorjahr gemeldet. In der Folge wurde das Pflegegeld nicht mehr aufs Konto überwiesen, sondern in Form von Pflegegutscheinen ausbezahlt. „Laut Pflegegesetz können Gutscheine in jenen Fällen verordnet werden, in welchen sie für eine bessere Gewährleistung der Pflege als notwendig erachtet werden“, erklärt Ressortdirektor Luca Critelli. Meist dann, wenn Angehörige mit der Pflege überfordert sind. <BR /><BR /><b>Geld für Hausbau</b><BR /><BR />Es gibt aber auch Fälle, in denen das Pflegegeld für den Hausbau oder den Kauf neuer Möbel statt für die Pflege verwendet wurde. Die Gutscheine ersetzen in solchen Fällen das Pflegegeld zum Teil oder auch zur Gänze. „Das heißt, der Wert der Gutscheine wird vom monatlichen Pflegegeld abgezogen. Mit den Gutscheinen können Leistungen der Hauspflege bezogen werden“, so Critelli. <BR /><BR />Völlig auf dieses System umzusteigen und damit allen Senioren eine angemessene Pflege zu garantieren, steht derzeit außer Diskussion. „Dafür haben wir schlichtweg nicht das nötige Personal“, so Deeg. „Wir wären nie und nimmer imstande, alles mit Pflegegutscheinen und Hauspflegedienst aufzufangen.“ Geht es nach der Landesrätin, müssen die Bezirke – sie sind für die Hauspflege zuständig – unbedingt personell aufstocken und das Land für das nötige Geld dafür sorgen. Und auch beim Beratungsangebot für pflegende Angehörige müsse nachgebessert werden, so Deeg.<BR />