Sie müssen ein Urteil darüber abgeben, ob das hoch verschuldete Euro-Land die Sparauflagen erfüllt. Davon hängt ab, ob Griechenland weitere Milliardenhilfen erhält. Das haben die Euro-Partner und allen voran die Bundesregierung zuletzt immer wieder betont.Weil der Glaube an die Reformfähigkeit in Griechenland bei den Euro-Geldgebern eher sinkt, ist die Nervosität vor dieser vierteljährlichen Überprüfung größer als bisher.Nachdem die Regierung in Athen erneut versprochene Reformen nicht umgesetzt hat, sprechen deutsche Politiker wie Vizekanzler Philipp Rösler erstmals offen von einer möglichen Insolvenz des Landes.Hier ein Überblick über drei mögliche Szenarien für die nahe Zukunft Griechenlands, je nachdem zu welchem Urteil die Experten von IWF, EZB und EU kommen.DIE TROIKA GIBT GRÜNES LICHTDeutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Griechenland am Dienstag demonstrativ gelobt. Die jüngsten Signale zeigten, dass die Griechen den Ernst der Lage erkannt hätten. Auch die Rückkehr der Troika, die zunächst enttäuscht über die Fortschritte in Griechenland wieder abgereist war, wird als positives Zeichen gewertet. Wenn die Troika also zu einem positiven Urteil kommt, erhält Griechenland die letzte Tranche aus dem ersten Hilfspaket in Höhe von acht Mrd. Euro. Erst dann, das hat der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble klar gemacht, kann auch ernsthaft über das im Grundsatz bereits vereinbarte zweite Hilfspaket bis 2014 gesprochen werden. Ein „Ja“ der Troika bedeutet also Entspannung für den Moment, aber sicher kein Ende der Debatte um Griechenland. Im Dezember steht bereits die nächste vierteljährliche Prüfung an. Und dann wird möglicherweise anders kalkuliert: Denn dann wird wahrscheinlich auch der vorläufige Euro-Rettungsschirm EFSF in Kraft sein, der andere Euro-Länder vor einer Ansteckung einer griechischen Pleite schützen soll.DIE TROIKA SENKT DEN DAUMENKommt die Troika zu einem negativen Ergebnis und hält Griechenland nicht mehr für einen Sanierungsfall mit Hoffnung auf Besserung, wird es keine Auszahlung der letzten Tranche geben. Auch ein zweites Hilfspaket wären dann zunächst obsolet. Die Debatten der vergangenen Tagen kreisen genau um diesen Fall: Was passiert eigentlich, wenn das Land kein neues Geld bekommt? Die Zahlungsunfähigkeit tritt nach Aussagen der griechischen Regierung im Oktober ein. Ab dann könnten etwa keine Gehälter der Staatsbediensteten nicht mehr bezahlt werden. Wesentlich größere soziale Unruhen drohen. Zudem dürften die Griechen aus Angst vor zusammenbrechenden Banken massiv Geld von ihren Konten abheben – und den Niedergang beschleunigen.Der jetzt von einigen geforderte Ausschluss oder Austritt Griechenlands aus dem Euro würde an der Misere nichts ändern: Zum einen fehlt eine neue, schnell einsatzbereite Währung. Zum anderen würden die Schulden des Landes noch massiv wachsen, weil eine neue Währung wesentlich weniger Wert wäre als der Euro – es also noch unwahrscheinlicher wird, dass das Land seine Schulden zurückzahlen kann. Deshalb würde auch bei einem Verbleib im Euro-Raum sofort eine Debatte über einen Schuldenschnitt ausgelöst. Die Schuldner müssten schnell entscheiden, ob sie auf ihre Forderungen gegen Griechenland ganz oder teilweise verzichten.Über die ansteckende Wirkung auf andere Banken, Euro-Staaten und den Rest der Welt wird gestritten – zumal derzeit nicht einmal der reformierte Euro-Rettungsschirm EFSF zur Verfügung steht, der Kreditinstituten vorsorgliche Finanzlinien geben kann. Ohne die sehr schnelle Klärung dieser Fragen ist kaum denkbar, dass Griechenland nötige neue Kredite für den Betrieb des Landes aufnehmen kann.DIE TROIKA VERZÖGERT DIE ENTSCHEIDUNGGerade weil es so viele Ungewissheiten bei einem „Nein“ gibt, wäre eine dritte Variante denkbar: Die Troika verhandelt – entscheidet aber nicht. Für ein schnelles „Ja“ sitzt das Misstrauen mittlerweile auch beim IWF und in der EZB zu tief, dass die Griechen zwar Reformen versprechen, diese aber nicht umsetzen können oder wollen. Theoretisch denkbar wäre also, dass die Troika prüft und prüft und so die Auszahlung der nächsten Tranche verzögert.Wie beschrieben, würde Griechenlands Regierung dann in erhebliche innenpolitische Probleme geraten, weil ihr ab Oktober das Geld für die Löhne der Staatsdiener fehlt. Vielleicht könnte diese Perspektive in Athen aber den Ernst der Lage klarmachen – und die etwa seit einem Jahr versprochene Privatisierung von Staatsvermögen in Gang bringen. Eine Insolvenz des Landes müsste dies noch nicht bedeuten. Denn der nächste größere Refinanzierungsbedarf Griechenlands, bei dem Auslandsschulden bedient werden müssen, steht erst im Dezember an. Kann Griechenland dann nicht zahlen, würde international eine Staatspleite (Default) festgestellt. Bis dahin hätte die griechische Regierung „nur“ ein innenpolitisches Problem.apa/reuters