Im ausführlichen Interview spricht Peter Brunner über sein schwieriges Mega-Ressort, mehr Geld für Häuslbauer und die Fotovoltaik-Offensive für Private mit Verdreifachung der Mittel.<BR /><BR /><b> Herr Brunner, spreche ich mit dem nächsten Landeshauptmann? Man sagt, das Amt würde Sie reizen?</b><BR />Peter Brunner: Alles hat seine Reize. Ich wurde aber gerade in die Landesregierung gewählt und habe mit meinen Ressorts viel Freude, weshalb alles andere kein Thema ist.<BR /><BR /><b>Manche hätten Sie gerne als nächsten SVP-Obmann?</b><BR />Brunner: Auch das ist zeitlich nicht drin. Wenn man seine Arbeit gut machen will, muss man sich voll darauf konzentrieren.<BR /><BR /><b> Das Raumordnungsgesetz gilt als viel kritisierte Dauerbaustelle. Ihre Vorgängerin Maria Kuenzer sprach 2019 sogar von „Harakiri“, als sie das Ressort übernahm. Und Sie?</b><BR />Brunner: Ich fühle mich gerüstet. Ich bin Jurist, war als Bürgermeister von Brixen für Urbanistik zuständig und gehörte einer Arbeitsgruppe von Bürgermeistern und Technikern an. Als Maria Kuenzer antrat, war das Gesetz neu, kam unter ihr zum Tragen, und es gab Geburtsfehler. Mittlerweile sind diese zum Großteil auskuriert. Es gab letzten Juni eine Reform, sodass das Gesetz, bis auf einige kleinere Anpassungen, anwendbar ist. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="991402_image" /></div> <BR /><BR /><b>Es fehlen noch immer Durchführungsverordnungen...</b><BR />Brunner: Ja, zu Baubeginnmeldung, Eingriffsgebühren, digitalem Schalter, Musterbauordnung sowie zu den freien Maßnahmen, unter die z.B. die Bagatelleingriffe fallen. Die müssen jetzt rasch kommen. <BR /><BR /><b>Sie kommen aus der Bau-Branche, waren für die Podini Holding tätig. Ein Problem?</b><BR />Brunner: Nein, mein Job war eine Beratungstätigkeit, und ich war für den Bereich Wohnimmobilien tätig. Mit Gewerbeimmobilien wie z.B. dem Twenty hatte ich nichts zu tun. Zudem bin ich seit 10 Jahren weg, denn ich war in Brixen Vollzeit-Bürgermeister. Berührungspunkte wird es immer geben, denn dazu ist Südtirol zu klein. Die Entscheidungen fällt aber nicht der Landesrat, sondern die Regierung als Kollegialorgan. <BR /><BR /><b>Über die Raumplanung soll Südtirol auch zu günstigerem Wohnraum kommen. Wie?</b><BR />Brunner: Wir setzen stark auf das Wohnen mit Preisbindung. Die Durchführungsverordnung dazu liegt auf und muss rasch genehmigt werden, denn einige Gemeinden warten hart darauf. Auf freiwilliger Basis des Bauträgers wurde in Lajen bereits ein Projekt mit einer Reduzierung der Preise um 30 Prozent verwirklicht. Die Berechtigten wurden für 5 Jahre auf Ortsansässige eingegrenzt, denn Lajen spürt stark den Druck aus Gröden. Das ist aber nicht die einzige Maßnahme, die wir planen.<BR /><BR /><b>Sondern?</b><BR />Brunner: Das Koalitionsprogramm sieht einen Rotationsfonds vor, aus dem zinsvergünstigte Darlehen für den Wohnbau finanziert werden. Mit 35.000-40.000 Euro an heutigen Beiträgen springt man nirgends hin. Das Delta der öffentlichen Hand muss größer werden. Und wir müssen auch die Effizienz im sozialen Wohnbau steigern. Wohnungen müssen schneller saniert und zugewiesen werden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="991405_image" /></div> <BR /><BR /><b>Dieser Teil betrifft Ulli Mair. Raumordnerisch stellt sich die Frage, wie die öffentliche Hand zu Baugründen kommt? </b><BR />Brunner: Kasernenareale bieten für einige Gemeinden neue Möglichkeiten. Und ich bin überzeugt, dass bessere Absprachen zwischen den Verwaltungen viel bewirken. In Brixen hatten wir dem Wohnbauinstitut zum Beispiel Flächen angeboten, waren aber 5 Jahre nicht im Bauprogramm vorgesehen, obwohl wir 150 Leute auf der Warteliste hatten.<BR /><BR /><b>Sie sind künftig auch für die Umwelt zuständig. Wie sehr trifft Sie der Vorwurf der Umweltverbände, in Brixen ein „Betonierer“ gewesen zu sein?</b><BR />Brunner: Gar nicht, denn das stimmt nicht. In Brixen wurde viel umgesetzt, was noch vor meiner Zeit in Strategiepapieren und im Bauleitplan vorgesehen war. Es gab das verlorene Plose-Referendum, wo man Alternativen suchte, nachdem jahrelang Betten verloren gegangen waren. Aber wir haben viel in Umwelt investiert, wurden Klimagemeinde und Alpenstadt 2018, haben die Fernwärme massiv ausgebaut, 10 Mio. Euro in LED-Beleuchtung investiert und einen nachhaltigen Mobilitätsplan auf die Beine gestellt.<BR /><BR /><b>Und was haben Sie jetzt als Umwelt-Landesrat vor?</b><BR />Brunner: Wir stehen zu Nachhaltigkeit und Klimaplan. Diese Woche gibt es dazu ein Treffen mit Vereinen und Verbänden. Die Kombination Umwelt/Urbanistik bietet Chancen, in Zusammenarbeit mit KlimaHaus-Agentur, Mobilität, Industrie und Landwirtschaft die Emissionen zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energien voranzutreiben. Es wird eine Fotovoltaik-Offensive geben mit einer Verdreifachung des Fonds für die Privaten. Wir werden auch bei der Landwirtschaft in Richtung Bio arbeiten, versuchen, die Heumilchanteile weiter zu steigern. <BR />Ich war als Bürgermeister auch für die Landwirtschaft zuständig, und das hat den Vorteil, auf 360 Grad zu denken. Die Umwelt ist zudem mit meinem dritten Ressort, der Energie, eng vernetzt. Es braucht einen Ausgleich der Interessen, und ich werde viel Zeit aufwenden, gute gemeinsame Nenner zu finden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="991408_image" /></div> <BR /><BR /><b> Heuer verfallen 8 Großkraftwerke. Diese produzieren zusammen ein Viertel des Südtiroler Stroms und müssen unter Energie-Landesrat Landesrat Brunner neu ausgeschrieben werden. Gerüstet?</b><BR /> Brunner: Die Ausschreibung erfolgt auf Basis des neuen Landesgesetzes. Sie ist für die Ämter eine große Herausforderung, weshalb es personelle Verstärkung braucht, um die richtigen Fachkräfte beim Land und starke juristische Begleitung zu haben. Hier stehen große Interessen und viel Geld auf dem Spiel.<BR /><BR /><b>Wird es eine Südtiroler Regulierungsbehörde für den Strom geben?</b><BR />Brunner: Das wird geprüft.<BR /><BR /><b>Ihr Mega-Ressort umfasst auch den Sport. Sind sie eigentlich sportlich?</b><BR />Brunner: Leidenschaftlich, von Skifahren bis Berglaufen und Radeln. Mich findet man aber auch oft als Zuschauer bei Sportveranstaltungen, vor allem bei Hockey, Handball und Fußball und, wenn möglich, mit Familie. Insofern freue ich mich sehr, für den Sport zuständig zu sein. Es ist eine schöne Kompetenz, bei der man viel unter Menschen gehen kann. Und ich möchte mit Hubert Messner über den Sport auch einiges an Gesundheitsprävention voranbringen. <BR /><BR /><b>Der Start der Mehrheit war sehr holprig...</b><BR />Brunner: Ich war zuversichtlich, dass wir es besser machen, bis es auf der Zielgeraden anders kam. Es gibt Persönlichkeiten, die Erwartungen hatten, auch Recht – und es gab menschliche Verletzungen. Jetzt müssen wir uns bei den Themen finden und als Gruppe zusammenwachsen. Man muss miteinander reden und ehrlich sein. Das war das Rezept, mit dem es in Brixen so gut geklappt hat. <BR /><BR />ZUR PERSON<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="991411_image" /></div> <BR /><BR /> Peter Brunner (52) wuchs in Albeins bei Brixen auf. Nach der Matura an der HOB in Bozen studierte er in Innsbruck Rechtswissenschaften. Anschließend war er als selbstständiger Jurist in den Bereichen Vertragswesen, Immobilien und Urbanistik tätig. <BR /><BR />Von 2005 bis 2015 war Brunner Stadtrat in Brixen. 2015 kandidierte er erfolgreich als Nachfolger von Albert Pürgstaller für das Brixner Bürgermeisteramt; 2020 wurde er bestätigt. <BR /><BR />Bei den Landtagswahlen 2023 erhielt Peter Brunner auf der SVP-Liste 14.375 Vorzugsstimmen und wurde am 1. Februar zum Landesrat für Urbanistik, Umwelt, Energie und Sport gewählt. Brunner beschreibt sich als lösungsorientiert und pragmatisch. <BR /><BR /><BR />