Damit tritt der Ministerpräsident allen Spekulationen entgegen, die bereits seinen Rücktritt als unausweichlich betrachteten. Von einem Abtritt innerhalb von Stunden war in vielen Berichten - selbst in der regierungsfreundlichen Presse - die Rede. Doch Berlusconi spielt wieder sein eigenes Spiel – wie so oft.Allen Unkenrufen zum Trotz "Ich trete nicht zurück, sondern werde am Dienstag im Parlament die Vertrauensfrage zum Brief, den ich der EU und der EZB präsentiert habe, stellen. Und dann will ich mit eigenen Augen sehen, wer mich verrät“, das sagte der 75-Jährige in einem Telefongespräch mit Redakteuren der Tageszeitung „Libero“, nachdem sie und auch das Berlusconi-Blatt „Il Foglio“ seinen Rücktritt bereits als Tatsache formuliert hatten.„Berlusconi tritt zurück“: So titelte „Il Foglio“ um 12 Uhr im Netz. Es könne sich nur mehr um Stunden handeln, einige sprächen sogar von Minuten, schrieb Chefredakteur Giuliano Ferrara, der Berlusconi sehr gut kennt und schon Minister unter ihm war.Berlusconi werde sich den beiden Kammern präsentieren, die Vertrauensfrage zum Stabilitätsgesetz stellen und eine Minute später seinen Rücktritt erklären, um Neuwahlen im Jänner den Weg zu ebnen, hatte er selbst geschrieben.Auch Franco Bechis, Vize-Chefredakteur von „Libero“, zeigte sich gegen 13 Uhr noch überzeugt davon, dass Berlusconi „heute Abend, spätestens aber am Dienstagmorgen“ seinen Hut nehmen werde.Das Dementi und die RichtigstellungenDoch dann mussten sie schnell zurückrudern: Lange hatte sich Berlusconi in Schweigen gehüllt und nur über seine Mittelsmänner – u. a. PdL-Fraktionschef Fabrizio Cicchitto sämtliche Rücktrittsgerüchte dementieren lassen.Am frühen Nachmittag griff dann Berlusconi selbst zum Telefonhörer und erteilte allen Spekulationen eine Absage. Er werde weder zurücktreten, noch einer Übergangsregierung mit Gianni Letta an der Spitze den Weg ebnen.Für Berlusconi geht es jetzt um Alles oder Nichts: Er arbeitet auf die Vertrauensabstimmung hin und versucht noch in allerletzter Minute einige der „Verräter“ – so betitelte er die Abtrünnigen auf der Pressekonferenz während des G-20-Gipfels in Cannes – wieder auf seine Seite zu bringen.Berlusconi führt Konsultation mit Ministern über politische KriseBerlusconi berief am Montagnachmittag in seiner Mailänder Residenz ein Gipfeltreffen mit mehreren Ministern und Parlamentariern seiner Koalition ein. Der Premier habe mehrere „Rebellen“ um ein Treffen gebeten, bestätigten einige Parlamentarier.Auch die Lega Nord berät über die politische Krise in Rom. Parteichef Umberto Bossi berief Montagnachmittag ein Gipfeltreffen mit den Spitzenvertretern seiner Gruppierung in Mailand ein.Berlusconi steht vor einer entscheidenden Hürde. Am Dienstagnachmittag ist in der Abgeordnetenkammer eine Budgetabstimmung vorgesehen. Sollte Berlusconi über keine Mehrheit verfügen, könnte er das Handtuch werfen. TED: Ihre Meinung ist gezählt!Wie geht es weiter: Ihre Meinung dazu ist gefragt. Stimmen Sie im STOL-TED ab und diskutieren Sie mit.joi