Weshalb mir diese Passage in den Sinn kommt? Weil sie zum Thema passt, dass immer mehr gut ausgebildete Südtirolerinnen und Südtiroler dem Land den Rücken kehren. Junge Menschen, die Südtirol dringend bräuchte – für die Wirtschaft, für das soziale Gefüge, für die Gesellschaft. <BR /><BR />Natürlich sind die Hauptgründe für die Abwanderung oder das nicht mehr Zurückkehren nach dem Studium oft ökonomischer Natur. In Österreich und Deutschland sind viele Sparten deutlich besser bezahlt als hierzulande, und für manche Berufe gibt es in Südtirol schlicht nicht die passende Infrastruktur. Der prekäre Wohnungsmarkt tut das Seine dazu, um junge Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70635097_quote" /><BR /><BR />Aber es ist auch noch etwas anderes, das die autonome Provinz – mit Betonung auf Provinz – für genannte Altersgruppe wenig attraktiv erscheinen lässt. Es ist dieses ethnische Klein-klein: kleingeistig, kleinbürgerlich, kleinkariert. <BR /><BR />Da wird sich darüber echauffiert, dass die Österreichischen Bundesbahnen in ihren Zügen zuerst die italienischen Namen der Haltestellen durchsagen und dann erst die deutschen. Oder dass ein Baustellenschild eines auswärtigen Unternehmens trotz idiotensicherer Piktogramme nur mit einem einsprachigen Text versehen ist.<BR /><BR />Nicht zu vergessen letzthin die öffentliche Empörung über die Benennung der Schutzhütten. „Italiener wollen deutsche Hüttennamen loswerden“, war sogar im allseits bekannten deutschen Boulevardmagazin mit den vier Buchstaben zu lesen. Dabei fußt die ganze Aufregung lediglich auf einem Denkanstoß unseres Alpenvereins, einem Beitrag in der vereinseigenen Zeitschrift. Von Italienern oder einer Umbenennung in italienische Namen war nie die Rede – und von einer „Forderung“ sind wir sowieso meilenweit entfernt. Und trotzdem tut man so, als stünde das Deutschtum in Südtirol am Abgrund.<BR /><BR />Natürlich gibt es dieses ethnische Käfigdenken auch auf der anderen Seite. Da wird in den sozialen Medien seit Wochen eine Treibjagd übelster Prägung auf die Meraner Bürgermeisterin veranstaltet. Zuerst, weil sie bei der Amtsübergabe im Rathaus die Trikolore-Schleife weggelegt, dann, weil sie bei einer Gedenkfeier die italienische Nationalhymne nicht mitgesungen hat. Und nun wird auch noch ein Symbol gegen Gewalt an Frauen dazu missbraucht, Katharina Zeller als „Italienerfresserin“ darzustellen. Sie wird dafür verantwortlich gemacht, dass an einer „roten Bank“ die von Unbekannten entwendete italienische Erklärtafel fehlt – so als hätte die Bürgermeisterin sie höchstpersönlich abgeschraubt.<BR /><BR />Um uns herum toben schreckliche Kriege, sterben täglich Frauen und Kinder, in Gaza, in der Ukraine. Und wir vergeuden unsere Intelligenz mit derlei Lappalien. In diesem Land würde so viel Potenzial stecken, wenn es nicht durch Hass und Hetze – oftmals politisch gesteuert – schon im Keim erstickt würde.<BR /><BR />Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die eingangs erwähnte Textzeile stammt aus dem Lied „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens. Da überlegt sich ein Mann, ob er nicht einfach auswandern soll, hat aber dann doch nicht den Mut dazu. In manchen Fällen besteht also noch Hoffnung.<BR /><BR /><BR /> <a href="mailto:klaus.innerhofer@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">klaus.innerhofer@athesia.it</a>