Am Montagabend werden die Steine umstürzen und damit an das Ende der Mauer erinnern. Sie seien Symbol dafür, dass Mauern fallen könnten, „nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt“, sagte der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit am Samstag bei der Enthüllung des ersten Dominosteins. Bereits am Samstag und Sonntag flanierten Zehntausende Besucher entlang des symbolischen Mauer-Nachbaus, die Hotels in Berlin waren so gut wie ausgebucht.Am Vorabend des Jubiläums empfängt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow. Höhepunkt ist am Montag ein Fest der Freiheit im Gedenken an den 9. November 1989. Staats- und Regierungschefs aller EU-Mitgliedsstaaten, darunter der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), sowie US-Außenministerin Hillary Clinton und der russische Präsident Dmitri Medwedew werden dazu erwartet.Merkel: „Glücklichster Tag der jüngeren deutschen Geschichte“ Als „glücklichsten Tag der jüngeren deutschen Geschichte“ bezeichnete Merkel den 9. November 1989 in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft im Internet. Wowereit erklärte die Hauptstadt zur ersten Adresse für all jene Menschen, die den „Traum der Freiheit“ leben wollten. „Hier ist Geschichte spürbar und lebendig“, sagte Wowereit. „Die Friedliche Revolution und der Fall der Mauer vor 20 Jahren haben den Weg für einen beispiellosen Wandel Berlins freigemacht.“Viele Berliner erinnerten am Wochenende auch an die Zeit vor der Grenzöffnung. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper, übergab im Mauerpark der Öffentlichkeit die ersten Gedenkstelen für die Grenztoten. „Den Opfern von Mauer und Schießbefehl sind wir es schuldig, sie nicht zu vergessen“, sagte Momper. In den kommenden Jahren sollen weitere Stelen für die mindestens 136 Mauertoten zwischen 1961 und 1989 aufgestellt werden.Der Präsident des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert, würdigte zum Jahrestag des Mauerfalls auch die Verdienste der Protestbewegungen in den östlichen Nachbarländern. Der Fall der Berliner Mauer „war nicht mehr und nicht weniger als der Höhepunkt einer Entwicklung, zu der außer der Bürgerrechtsbewegung in der DDR auch Ungarn, Polen und Tschechen beigetragen haben“. Weil sich die Menschen geweigert hätten, die Niederschlagung der Aufstände in der DDR 1953, in Ungarn 1956, in der Tschechoslowakei 1968 und in Polen 1980 als endgültiges Wort der Geschichte hinzunehmen, sei nach einer Serie von Niederlagen dennoch der große Triumph von Freiheit und Demokratie in ganz Europa erreicht worden, so Lammert.Weltweites GedenkenAuch international wird des Mauerfalls gedacht. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia fand bereits am Samstag eine Trabi-Parade zur deutschen Botschaft statt, in Paris sollte am Montag parallel zur Berliner Feier ein Ton- und Lichtspektakel stattfinden. Europa-Staatssekretär Pierre Lellouche sagte der Zeitung „Le Parisien“, damit wolle man die französischen Ängste vor der deutschen Wiedervereinigung „ein für alle Mal austreiben“.Der Moskauer Historiker Wladimir Fedorowski sagte der Pariser Zeitung „Le Journal du Dimanche“ (Sonntag), dass die Menschen der DDR im Jahr 1989 nur knapp einem Blutbad entgingen. Sowjetische Neostalinisten hätten „den Einsatz von Gewalt vorgesehen, um die Verschlechterung der Lage in der DDR zu stoppen“. Die Zahl der erforderlichen Todesopfer sei auf 1000 beziffert worden. „Die Ärzte waren vorbereitet. Alles war bereit, um die Verletzten aufzunehmen. Doch das grüne Licht ist nie gekommen.“Wowereit sagte indes, dass sich viele Ostdeutsche immer noch als Bürger zweiter Klasse in Deutschland fühlen. „Viele Ostdeutsche sind auch so behandelt worden“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Er warf der aus der Ex-DDR stammenden Kanzlerin Merkel vor, sich trotz ihrer ostdeutschen Herkunft zu wenig um den Osten Deutschlands zu kümmern. Einer von der „Welt am Sonntag“ veröffentlichten Studie zufolge flossen zwischen 1991 und 2005 1,3 Billionen Euro an Transfergeldern in die Bundesländer der früheren DDR, zwei Drittel davon waren Sozialleistungen. Der für den Aufbau Ost zuständige Innenminister Thomas de Maiziere sagte, dass es innerhalb von zehn Jahren annähernd gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West geben wird.apa/dpa/afp