Die größte Herausforderung ist und bleibt die Mobilität – denn nach wie vor ist das Auto des Südtiroler liebstes Kind. Knapp 5000 Millionen Kilometer haben die Bürger der Region Trentino/Südtirol im Jahr 2021 mit dem Auto zurückgelegt (trotz zeitweisem Lockdown!). Der Wert liegt damit nur wenig unter denen der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019. Einbezogen sind in diese Daten nur Fahrten, die in der Region ihren Ausgangs- und ihren Endpunkt hatten. Dahinter folgen keineswegs die öffentlichen Verkehrsmittel. Im Gegenteil, die weitaus wenigsten Kilometer wurden mit Bussen zurückgelegt (siehe Grafik). Entsprechend bezeichnete Eurac-Chef Wolfram Sparber gestern den Individualverkehr „als größten Brocken“ unter den Herausforderungen.<BR /><BR /> Im Klimaplan seien viele Maßnahmen – insbesondere Investitionen in die Eisenbahninfrastrukturen – vorgesehen, die aber nicht von heute auf morgen greifen würden. Auch geht Sparber nicht davon aus, dass man den Individualverkehr um weit mehr als die Hälfte senken wird können. „Für den Rest müssen wir die Dekarbonisierung des Antriebes anstreben“, so Sparber, und zwar durch E-Mobilität. Auch hier hat Südtirol viel Luft nach oben. Der Anteil von E-Fahrzeugen bei den Neuzulassungen ist „relativ gering“. Mut machte er mit einem Beispiel aus Skandinavien. In Norwegen ist es gelungen, innerhalb von 10 Jahren den Anteil der Fahrzeuge mit fossilem Treibstoffbedarf von 96 auf 12 Prozent zu senken. <BR /><BR />Sparber ging auch auf die notwendige Infrastruktur für den gewünschten breiten Umstieg auf die E-Mobilität ein. Die Ladestationen für Pkw seien für die Zahl der E-Autos in Südtirol ausreichend, und man sei hier auf dem Niveau zwischen Norwegen und den Niederlanden. Allerdings müsste auch der Schwerverkehr umsteigen und brauche ebenfalls „eigene Tankstellen“. Apropos Schwerverkehr: Auch für den Warenverkehr gilt derzeit: Die Straße ist der Gewinner. Besserung erhofft er sich mit der Fertigstellung des BBT (2032). <BR /><BR />Eine weitere große Baustelle ist die Wärmeversorgung. Die Stichworte lauten: Fernwärme ausbauen und urbane Zentren anschließen sowie die Gebäudesanierungen weiterbringen. In diesem Punkt, das zeigt das Monitoring der Eurac, hat sich in den vergangenen Jahren einiges bewegt: Seit 2010 ist ein rückläufiger Trend der CO2-Emissionen im Wärmesektor erkennbar. Nämlich von rund 740 Kilotonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2010 auf 540 im Jahr 2019. Dennoch geht noch mehr.<BR /><BR />Ungut ist dabei, so Sparber, dass Immobilienbesitzer noch immer alte Gasheizungen durch neue Gasheizungen ersetzen würden. „Die haben eine Laufzeit von zumindest 20 Jahren“, gab Sparber zu bedenken. Und so lange wird dann nicht auf alternative Energien umgestiegen. Auch hier sei man in den skandinavischen Ländern schon längst viel weiter. Um die 90 Prozent der Haushalte würden dort über Wärmepumpen beheizt. In Italien sind es knapp 3 Prozent. <BR /><BR />Vorantreiben müsse man auch die Produktion von Energie aus alternativen Energiequellen. „Großes Potenzial“ sieht Sparber hier beim Biogas: „Wir nutzen bislang nur 10 Prozent des vorhandenen Rohstoffes aus“. <BR />In einer ersten Reaktion legen die Grünen in einer Aussendung den Finger in die Wunde: Südtirol bliebe in vielen Bereichen meilenweit hinter den im Klimaplan 2040 gesetzten Zielen zurück. Insbesondere im Bereich Mobilität erscheine es ungewiss, wie das Ziel, die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bis 2030 um 70 Prozent zu steigern, realisiert werden könne.<BR /><BR />Der Bericht der Eurac ist unter <a href="https://www.eurac.edu/de" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.eurac.edu/de</a> zu finden.<BR />