Zoff gibt es auch in der SVP: Dass sich dort eine Arbeitsgruppe unter Harald Stauder des heißen Eisens zu vieler Kinder ohne Deutschkenntnisse an deutschen Schulen annehmen soll, hat Achammer gestern Früh aus den „Dolomiten“ erfahren.<BR /><BR />Beratungsgespräche und Kurse hin oder her: Immer mehr Kinder, die kein Deutsch können, fluten in den Städten die deutsche Schule. Dass in der Bozner Goetheschule erstmals eine Klasse dieser Kinder ohne deutsche Schulkameraden die Schulbank drückt, ist ein Hilfeschrei – ein Stich ins politische Wespennest ist es aber auch.<BR /><BR />„Das ist eine Ghetto-Klasse und Rassismus pur“, faucht der italienische Bildungslandesrat Marco Galateo. Hätte er eine solche Klasse gebildet, würden „alle Linken der Welt auf der Straße protestieren.“ Galateo fragt sich, was der nächste Schritt sei: „Alle Migranten in eigene Klassen? Oder gar alle Kinder mit Beeinträchtigung?“ Klassen seien laut Gesetz ausgewogen zu bilden, was nicht erfolgt sei. Galateo kündigt eine Anfrage der Fratelli an, nach welchen Kriterien die Kinder ausgewählt wurden, ob ihr Sprachniveau getestet wurde und wer diesen Test eventuell autorisiert hätte. Laut Direktorin Holzer waren es jedoch die Eltern, die selbst angaben, ihr Kind könne kein Deutsch.<BR /><BR />An Galateo hängt sich Landesrat Christian Bianchi dran. „Sollten Migranten in einer Klasse zusammengelegt worden sei, ist das mehr als diskutabel. Sind auch italienische Kinder darunter, ist es zu verdammen.“<h3>„Die Herausforderung ist groß“</h3>„Sonderklassen sind laut Gesetz verboten“, sagt Landesrat Achammer. Ob dies beim Modell Goethe der Fall ist, wird laut Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner jetzt geprüft. Achammer verweist auf das Koalitionsprogramm, in dem „gruppenteilige Förderung in Kindergarten und Schule durch Zuweisung von zusätzlichem Personal“ vereinbart wurde. Dies sei auch erfolgt. Komplexe Schulen hätten noch einmal mehr Personal erhalten. „Die Herausforderung ist groß, das stellt niemand in Frage. Wir müssen aber aufpassen, dass wir hier nicht etwas lostreten: Hier die einen, dort die anderen. Integration muss das Ziel sein.“<BR /><BR />Doch auch der SVP steht zu diesem Thema ein heißer Herbst ins Haus. SVP-Chef Steger und Parteisekretär Stauder haben das Vorgehen der Goetheschule wie berichtet gelobt. In der SVP wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die pikanterweise nicht Landesrat Achammer leiten wird, sondern Stauder, der dem volkstumspolitischen Lager in der SVP nahe steht. Nächste Woche stehen erste Treffen mit Gemeindevertretern aus Bozen, Meran, Leifers, Branzoll, Salurn an.<BR /><BR /> Stauder betonte am Dienstag gegenüber den „Dolomiten“, dass die Gruppe in enger Zusammenarbeit mit Achammer arbeiten werde. Der allerdings, wusste von nichts. „Ich habe Stauder am Morgen geschrieben: Danke, dass ich davon aus der Zeitung erfahre“, ätzt Achammer. <h3> 3 Fragen an Direktorin Christina Holzer</h3><b>Frau Holzer, die Politik nennt Ihre Klasse eine „Sonderklasse“, die unzulässig sei.</b><BR />Christina Holzer: Es ist keine Sonderklasse. Die Geschlechter sind ausgewogen. In beiden 1. Klassen gibt es in etwa dieselbe Zahl von Kindern ohne italienische Staatsbürgerschaft. Es wird mehr oder weniger sprachbegabtere Kinder geben. Sonderklasse lehne ich ab, da das Wort Menschen mit Beeinträchtigung meint und ausgrenzt. Niederes Sprachniveau ist keine Beeinträchtigung.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1066443_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wird die Klasse gefördert?</b><BR />Holzer: Massiv. Jede Stunde ist doppelt besetzt, manche sogar mit 3 Lehrpersonen, um viele Möglichkeiten zum Sprechen zu schaffen. Die Klasse ist kein politisches, sondern ein pädagogisches Konzept mit dem Ziel, nächstes Jahr die Klassen zu öffnen. Es ist ein neuer Weg, aber wir glauben der richtige.<BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Holzer: Jene Kinder, die zumindest aktiv die deutsche Sprache verwenden, sind in der Parallelklasse, die damit ein noch vertretbares Sprachniveau aufweist. Wir haben alle Kinder im Blick und öffnen z.B. für italienische Kinder ab der 3. Klasse die Italienischstunden, um in unterschiedlichen Niveaus zu arbeiten. Wenn stets betont wird, dass man zuerst in seiner Muttersprache sicher sein soll, um eine Zweit- und Drittsprache zu erlernen, so gilt das auch für deutsch- und italienischsprachige Schüler.(bv)/©