Nach dem Rat seiner Ärzte wird der Premierminister mindestens 14 Tage lang den „wichtigen öffentlichen Aktivitäten“ fernbleiben. Der 73-jährige Medienzar, der wegen seiner Verletzungen bereits seine Reise zum Weltklimagipfel in Kopenhagen abgesagt hatte, wird am wahrscheinlich Mittwochnachmittag aus dem Krankenhaus entlassen, in das er nach dem Angriff am Sonntag eingeliefert worden war.Berlusconis persönlicher Arzt, Alberto Zangrillo, berichtete, der Regierungschef sei nach dem Angriff betrübt. „Er hat viele Besuche empfangen, die ihn zwar ermüdet aber ihm auch geholfen haben, sich am Laufenden zu halten“, so Zangrillo. Seiner Ansicht nach werden die Verletzungen keine Narben auf Berlusconis Gesicht hinterlassen. Die Dosis an Medikamenten sei erhöht worden, da der Premierminister wegen der Verletzungen über Schmerzen klage. Maroni fürchtet weitere Angriffe In einer Ansprache vor der Abgeordnetenkammer warnten Innenminister Roberto Maroni und Vertreter der Geheimdienste am Dienstag vor weiteren Angriffen auf Berlusconi. Die Gefahr sei, dass die Geste des psychisch labilen Massimo T. nachgeahmt werde. Maroni verurteilte die aggressive Kampagne der Opposition gegen den Ministerpräsidenten in den vergangenen Monaten, die in mehreren Fällen „die Regeln der legitimen demokratischen Auseinandersetzung überschritten haben“.Am Donnerstag werde der Ministerrat strengere Sicherheitsmaßnahmen zur Vorbeugung gewaltsamen Proteste bei Veranstaltung ergreifen, kündigte Maroni an. Außerdem will der Minister Maßnahmen zur Verdunkelung von Webseiten ergreifen, die zur Gewalt aufhetzen. Die Opposition warnte jedoch vor Maßnahmen, die die Demonstrationsfreiheit in Italien beschneiden könnten. Rechtsanwälte fordern Einlieferung des Täters inpsychiatrisches Krankenhaus Staatssekretär Gianni Letta bestätigte, dass der Angriff die isolierte Aktion eines psychisch gestörten Menschen ohne Verbindungen zur Politik sei. Der 42-jährige Täter, Massimo T., wurde am Dienstag erneut befragt. Er bestätigte seine Verantwortung für die Tat. Ein Untersuchungsrichter wird demnächst entscheiden, ob er weiterhin in Haft bleiben soll. Die Rechtsanwälte des Täters forderten seine Einlieferung in ein psychiatrisches Krankenhaus.Der Angreifer entschuldigte sich unterdessen beim Ministerpräsidenten. Er bedauere seine „feige und unkontrollierte Tat“, hieß es einem Brief, der von seinen Rechtsanwälten veröffentlicht wurde. Er bestritt jegliche politische Aktivität oder Parteizugehörigkeit. Entschärfung der politischen Debatte gefordertInzwischen forderten Politiker aus allen Lagern eine Entschärfung der politischen Debatte, die in den vergangenen Monaten wegen der Sexaffären und der Angriffe Berlusconis auf die Justiz eskaliert war. „Die politische Debatte darf nicht zu einem Konflikt zwischen Gut und Böse werden, ansonsten kann der Samen der Gewalt und der möglichen Rache nicht nur im Gehirn eines Geistesgestörten wachsen“, warnte Justizminister Angelino Alfano. Zu Mäßigung in der politischen Diskussion rief auch Staatspräsident Giorgio Napolitano auf. „Die italienische Gesellschaft ist stärker und geschlossener als man denken würde, wenn man die erzürnten Konflikte unserer Politik betrachtet“, betonte Napolitano.Berlusconis Noch-Ehefrau Veronica Lario rief in der Klinik an, um sich über den Zustand ihres Mannes zu informieren, berichteten italienische Medien. Sie habe nicht persönlich mit ihrem Gatten gesprochen, von dem sie sich im Mai getrennt hat. apa