Kein Feuerwerk und nicht mal Blumen – zum Ende seiner außergewöhnlichen Karriere bekam Michael Ballack von einstigen Kollegen und Gefährten nur noch ein paar freundlich klingende Worte mit auf den Weg ins Privatleben.Spröde per Anwaltsschreiben hatte der 98-malige Nationalspieler am Dienstag seinen Rücktritt vom Profisport verkündet.Über seine Zukunft ließ der einstige „Capitano“ Fußball-Deutschland aber komplett im Dunkeln. 150 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Spiel machte Ballack Schluss und beendete damit auch alle Spekulationen um ein mögliches Engagement in Übersee.„Blicke auf eine lange und wunderbare Zeit im Profifußball zurück"„Mit 36 Jahren blicke ich auf eine lange und wunderbare Zeit im Profifußball zurück, von der ich als Kind nie zu träumen gewagt hätte“, erklärte der langjährige Nationalmannschafts-Kapitän.Viel Zeit für wohlwollende Abschiedsbekundungen brauchte die Branche nicht. Das schleichende Ende der Ballack-Laufbahn hatte eigentlich schon mit seiner Fußverletzung und dem bitteren WM-Aus 2010 begonnen.„Auf dem Platz strahlte er immer eine große Dominanz aus, für den Erfolg hat er alles getan“, würdigte Bundestrainer Joachim Löw seinen Ex-Kapitän und zeigte sich somit erneut versöhnlich. Das Verhältnis der beiden galt mit dem unwürdigen Auswahl-Ende Ballacks als zerrüttet.Der „Capitano“ ist nun endgültig Geschichte. Der 4:1-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg am 5. Mai dieses Jahres mit Bayer Leverkusen war das letzte seiner 267 Bundesliga-Spiele. Still hat sich der einstige Chef verabschiedet.„Es war ein Privileg, mit erstklassigen Trainern und fantastischen Mitspielern zusammenzuarbeiten. Sicher wird es mir fehlen, nicht mehr vor 80.000 Fans zu spielen oder ein Tor zu schießen“, schrieb der Sachse in der gerade einmal acht Zeilen langen Erklärung zum Ende seiner 17 turbulenten Profi-Jahre.Zu einem fürstlich honorierten Rückzug in die Zweitklassigkeit in den USA, Katar oder China kommt es nicht mehr.Immer wieder Gerüchte über Karriere im AuslandIn den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Gerüchte über die Fortsetzung seiner illustren Karriere im Ausland gegeben. Zuletzt war ein Wechsel nach Australien im Gespräch.„Die letzten Monate ohne aktiven Fußball haben mir aber gezeigt, dass die Zeit reif ist aufzuhören“, sagte Ballack. „Ich freue mich jetzt auf ein neues Kapitel in meinem Leben und danke meiner Familie und all den großartigen Menschen, die mich gefördert, gefordert, begleitet und unterstützt haben. Sie alle haben großen Anteil an meinem Erfolg.“Viele wünschen sich einen Verbleib des oft als unbequem und eigensinnig eingestuften Ballacks im Fußball-Business. Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hofft auf ein Comeback auf anderer Ebene: „Es wäre schön, wenn Michael mit seiner großen Erfahrung dem Fußball erhalten bleibt, in welcher Funktion auch immer“, sagte er.Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, mit dem Ballack noch zusammen in der DFB-Elf gespielt hatte, sieht für den ehrgeizigen Fußballer nun „auch neue Chancen“.Der einstige Bundestrainer Berti Vogts denkt ähnlich. „Ich hoffe, dass Michael dem deutschen Fußball erhalten bleibt – als Manager oder Trainer. Das traue ich ihm zu. Es wäre schade, wenn der deutsche Fußball ihn verliert. Er hat Großes für ihn geleistet“, sagte er.Weltverbands-Präsident Joseph Blatter twitterte: „Ich habe gerade von Michael Ballacks Rücktritt nach einer glänzenden Karriere gehört. Alles Gute für die zweite Halbzeit!“Seit seinem Bundesliga-Abschied hat sich der ehemalige Spielmacher mit seinen beruflichen Plänen zurückgehalten. Während der EM in Polen und der Ukraine sammelte er als Experte des US-Sportsenders ESPN erste journalistische Erfahrungen.Für das ZDF stand er beim Supercup-Spiel im August in Monaco als Experte vor der TV-Kamera. Erstmal ist Ballack nun aber Privatier.dpa