Zunehmend schmallippig reagierte der 76-jährige Schweizer dann auf Fragen nach seiner persönlichen Zukunft. „Verstehen Sie: Wenn ich jedes Mal reagieren würde, wenn irgendjemand auf der Welt sagt, trete zurück, dann würde ich mich blau und grün ärgern“, sagte er.Ob sich Blatter für die Andeutungen, bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland, sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, bei seinen Funktionärskollegen entschuldigt habe? „Kein Kommentar“, sagte Blatter. Im Übrigen könne nur der Kongress über Rücktrittsforderungen, wie sie der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball im Zuge der Schmiergeldkommission erhoben hatte, entscheiden. „Wenn man mich nicht mehr will, dann sage ich: Dankeschön, ich haben meine Arbeit geleistet. Dann stehe ich auf und gehe. Ohne großes Wenn und Aber“, versprach der FIFA-Boss.Der deutsche Fußball reagierte unterschiedlich auf Blatters Beharrungsvermögen. „Ich habe in der vergangenen Woche meine persönliche Meinung gesagt. Es wird Sie nicht verwundern, dass ich diese nicht geändert habe“, sagte Rauball, der auch Boss von Meister Borussia Dortmund ist, am Rande des Sicherheitsgipfels in Berlin.Nach der über zweistündigen Sitzung des FIFA-Führungsgremiums stellte sich das deutsche Mitglied Theo Zwanziger vor Blatter. „Aus Sicht der FIFA-Exekutive ist er absolut tragbar. Der Reformprozess wäre gar nicht weitergegangen ohne ihn“, sagte der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ein Rücktritt Blatters sei kein Thema gewesen: „Ich hatte keinen Auftrag, ihn zu fordern.“ Blatter sei nicht der Beschuldigte in diesem Prozess, das solle man zur Kenntnis nehmen.DFB-Präsident Niersbach erklärte derweil: „Das Wort Rücktritt wird keine offizielle Initiative des DFB werden, so anmaßend sollten wir nicht sein. Wir sind ein Verband von 209 Mitgliedsländern, da wird man ausloten müssen, wie Gesamtstimmung das ist.“ Blatter war im Oktober 2010 in Essen vom damaligen Verbandschef Theo Zwanziger zum DFB-Ehrenmitglied gekürt worden war – und trägt die Ehrennadel, wie er am Dienstag betonte, noch „mit Stolz“.Seit 1998 ist Blatter Präsident des Weltverbandes und bis 2015 gewählt. Wegen Mitwisserschaft im Schmiergeldskandal ist der Walliser schwer unter Beschuss geraten. „Ich bin ein glücklicher Präsident, weil unser Reformprozess weitergeht. Ich als Präsident werde diesen Reformprozess weiter begleiten“, sagte der FIFA-Präsident am Dienstag. Nachdem sich die IOC-Exekutive am Wochenende in London mit der Causa FIFA beschäftigt, forderte auch Thomas Bach eine vollständige Aufarbeitung. „Es sollte aus meiner Sicht alles aufgeklärt werden“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). Gleichzeitig wandte er sich gegen eine Vorverurteilung. Blatter habe wie jeder andere Mensch das Recht „sich vor den zuständigen Gremien zu verteidigen“, sagte Bach der dpa.„Ich weiß und wusste nichts von weiteren Personen“, erklärte Blatter nun auf die Frage, ob und wohin in der ISL-Affäre weitere Bestechungsgelder geflossen sind. Nun solle alles aufgearbeitet werden. Entgegen dem ursprünglichen Vorhaben wurde dabei keine Verjährungsfrist von 20 Jahren beschlossen. Ob jetzt auch mal Blatters Bezüge offengelegt werden? „Das ist eine sehr interessante Frage. Aber wir hatten heute größere, wichtigere Sachen zu besprechen“, antwortete er.Der ehemalige FIFA-Präsident Joao Havelange und dessen brasilianischer Landsmann Ricardo Teixeira hatten vor Jahren von der inzwischen insolventen Schweizer Marketingfirma ISMM/ISL rund 14 Millionen Schweizer Franken (heute umgerechnet etwa 13 Millionen Euro) Schmiergeld kassiert. Insgesamt soll ISL aber geschätzt 138 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet rund 114 Millionen Euro) an rund ein Dutzend Funktionäre gezahlt haben.Der 76-jährige Blatter war bei seinen Gegenattacken gegen den deutschen Fußball schon vor der Sitzung zurückgerudert. In einem offenen Brief an „Fußball-Deutschland“ in der „Bild“-Zeitung relativierte der FIFA-Boss seine Aussagen zu Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der WM 2006. Er erklärte, dass „man immer einen Vorwand finden kann, um die Rechtmäßigkeit eines Entscheides zu bezweifeln.“dpa