ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach dem Tiroler nach den 0:2-Niederlagen gegen Belgien und die Türkei das Vertrauen aus, obwohl ein uneingeschränktes Bekenntnis zu seinem Trainer ausblieb. „Aber wenn die Qualifikation in weite Ferne gerückt ist, ist es nicht möglich, dass der Präsident bedingungslos hinter dir steht“, sagte Constantini.Dass er mittlerweile auch unter den Fans immer mehr in Misskredit gerät, ist dem 55-Jährigen nach eigenen Angaben egal. „Doch mir tut es körperlich weh, wenn wir verlieren“, beteuerte Constantini. An Rücktritt habe er nie gedacht. „Ich kann mich nicht in guten Zeiten feiern lassen und in schlechten Zeiten gehen.“Dass die Zeiten für die ÖFB-Auswahl immer schlechter werden, liegt laut Constantini an den zahlreichen individuellen Aussetzern. Ein schlüssiges Rezept zur Fehlervermeidung hat der Betreuer jedoch nicht. „Ich werde mich mit den vorigen Teamchefs zusammensetzen und diskutieren“, übte sich der Coach in Sarkasmus, um kurz darauf festzustellen: „Es ist die fehlende Klasse.“ Den Aussetzer von Ekrem Dag vor dem ersten Gegentor in Istanbul bezeichnete Constantini als „Blackout“.Im Zuge der Ursachenforschung für die beiden Niederlagen und die dabei gezeigten äußerst schwachen Leistungen war Constantini bald bei der Ausfallsliste angelangt. Gegen Belgien musste er auf die verletzten Sebastian Prödl, Franz Schiemer und Veli Kavlak sowie auf den gesperrten Paul Scharner verzichten. In Istanbul kehrte Scharner zurück, dafür sagten Marc Janko und Zlatko Junuzovic ab.„Ich will nicht raunzen, wenn jemand nicht zur Verfügung steht, aber gegen Belgien haben uns drei wichtige Spieler gefehlt und gegen die Türkei noch einmal zwei. Der Anspruch, in der Türkei zu gewinnen, war ohnehin hoch angesetzt, auch wenn ein Unentschieden möglich gewesen wäre“, behauptete Constantini. Mit einem Mangel an Führungsspielern hätten die Niederlagen nichts zu tun. „Ich glaube schon, dass wir einige Spieler haben, die die anderen mitreißen. Aber ein, zwei von ihnen waren gesperrt oder verletzt.“Das Argument, dass auch in anderen Nationalteams regelmäßig wichtige Spieler fehlen, ließ der Nationaltrainer nicht gelten. „Es gibt Mannschaften mit anderer Qualität. Wenn bei uns zwei oder drei ausfallen, wiegt das schwerer.“Die missratenen Auftritte in den Partien gegen Belgien und die Türkei seien aufgrund der hohen Erwartungshaltung auch eine „Kopfsache“ gewesen, vermutete Constantini. „Wenn es jetzt so transportiert wird, dass wir in der Qualifikation keine Chance mehr haben, spielen wir vielleicht befreiter.“Die Hoffnung auf den zweiten Platz in Gruppe A hat der Teamchef vor den ausstehenden fünf Partien (zweimal Deutschland, je einmal Türkei, Aserbaidschan und Kasachstan) nach eigenen Angaben noch nicht ganz aufgegeben. „Insgeheim muss man als Trainer immer an 15 Punkte denken, sonst kann ich auch den Spielern nichts weitergeben. Als Trainer kann man nicht nur realistisch sein, man muss auch ein Träumer sein.“Constantini leistete sich einen Anflug von Selbstkritik, als er eingestand, im Belgien-Match in punkto Strategie „vielleicht zu wenig gemacht“ zu haben. Ansonsten hat sich der Tiroler wenig vorzuwerfen, auch was Spielvorbereitung oder Trainingsgestaltung betrifft. „Ich kann nicht jeden Spieler mit meinem Training zufriedenstellen. Aber bisher bin ich mit meiner Arbeit gut gefahren.“Bei der Trainingsphilosophie sind keine Änderungen zu erwarten, bei der Personalpolitik hingegen schon. So könnte der auf und abseits des Platzes aufreizend agierende Marko Arnautovic in den Partien gegen Deutschland und Lettland im Juni fehlen. „Lars Söndergaard hat einmal gesagt: 'Der Spieler, der dir wehtut, tut auch den anderen weh.' Das war diesmal leider nicht so“, sagte Constantini über den 21-Jährigen.Arnautovic hätte gerne jenen Elfer geschossen, den Stefan Maierhofer vergab. Der Duisburg-Legionär war aber vor der Partie zum ersten Strafstoßschützen bestimmt worden. „Ich kann mich nicht darüber aufregen, dass er verschossen hat, weil ich selbst kein hochklassiger Kicker war“, erklärte Constantini.Der Teamchef wehrte sich dagegen, „jetzt alles schlecht zu machen“. Sein Grundoptimismus wurde auch dadurch nicht erschüttert, dass Österreich in der Auslosung für die WM-Qualifikation im Juli in Topf vier abzurutschen droht. „Ich glaube nicht, dass das so wichtig ist. Man kann auch gegen eine Mannschaft aus Topf fünf verlieren.“Auch in der im Herbst 2012 beginnenden WM-Qualifikation wären aussortierte Spieler nur dann im ÖFB-Team zu sehen, wenn Constantini nicht mehr im Amt ist. Der Nationaltrainer machte unmissverständlich klar, weiterhin auf Andreas Ivanschitz und Co. zu verzichten. „Ohne jemandem die Klasse absprechen zu wollen, aber die sogenannten Routiniers haben sich auch nicht für ein Turnier qualifiziert.“ apa