Der Helm lag neben ihr, über die Schultern hatte sich Fechterin Shin A-Lam ein weißes Handtuch gelegt.Während Südkoreas Protest wegen der umstrittenen Halbfinal-Niederlage gegen Britta Heidemann lief, kauerte die Verliererin einsam am Rand der Planche und konnte die vermeintliche Ungerechtigkeit bei den Olympischen Spielen in London nicht fassen.So lange der offizielle Einspruch noch nicht entschieden war, blieb ihr allerdings auch gar keine andere Möglichkeit, als tieftraurig auf der Kampffläche zu verweilen.In Tränen ausgebrochenAls der Protest abgeschmettert war und ein Funktionär sie am Montagabend nach einer guten Dreiviertelstunde aufforderte, die Planche zu verlassen, brach Shin wie schon nach dem Ende des Gefechts in Tränen aus und erhob sich nur äußert widerwillig.Zu diesem Zeitpunkt hätte schon längst das Finale beendet sein sollen. Nur kurz war Shin zwischendurch aufgestanden, um sich Wasser zu holen und blickte konsterniert Richtung Hallenwand.Die meiste Zeit aber starrte sie mit dem Degen in der Hand stumm auf den blauen Boden der Halle und schien damit gegen die scheinbare Ungerechtigkeit zu demonstrieren, die ihr nach dem letzten Treffer von Heidemann und den schier endlosen Diskussion darüber widerfahren war.„Das ist natürlich äußert unglücklich“, sagte der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, meinte unter Verweis auf die Tatsachenentscheidung jedoch: „Dann muss man eine solche Entscheidung auch akzeptieren.“Auch Kampf um Bronze verlorenAm Ende konnte sich Shin A-Lam nicht mal mit Bronze trösten, sie verlor auch noch das Gefecht um Platz drei. Der Vorfall in London erinnerte an einen Skandal bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.Boxer Byun Jong-Il wurde damals vor heimischen Publikum wegen Kopfstoßens gegen den Bulgaren Alexandar Christow vom neuseeländischen Ringrichter Keith Walker zurecht zweimal verwarnt und verlor daher nach Punkten.Daraufhin stürmten sein Trainer, Offizielle der südkoreanischen Disqualifikation und Zuschauer in den Ring und griffen Walker an. Etwa 30 bis 40 Personen sorgten für den Tumult.Nachdem sich die Lage im Ring beruhigt hatte, blieb Byun dort noch 67 Minuten lang sitzen. Als sich die Halle geleert hatte, brannte für den damals 19 Jahre alten Bantamgewichtler schließlich nur noch eine Lampe, ehe Byun aufstand und den Ring verließ.Der Boxer und fünf Funktionäre wurden nach dem Eklat gesperrt, Walker zu seiner eigenen Sicherheit am nächsten Tag nach Hause geflogen.dpa