Die Ausfallsliste schier nicht enden wollend, brachte Alfredo Sebastiani zwei Wintereinkäufe in der Startaufstellung: Michael Odibe, frisch von seinem Länderspieldebüt für Nigeria zurückgekehrt, im zentralen, defensiven Mittelfeld, und Luca Franchini für die Innenverteidigung. Weil mit Brugger (Meniskus) und Traoré (Leiste) gleich beide Rechtsverteidiger inaktiv waren, musste Sebastiani improvisieren und mit Kiem einen etatmäßigen Innenverteidiger auf rechts hinaus ziehen.Die erste Halbzeit: Die Sollbruchstelle ist hinten rechtsDas Spiel begann mit einer 13-minütigen Kennenlernphase, die einen aktiveren, aber nicht allzu konsequenten FC Südtirol sah, aufgestellt in einem 4-2-2-2-ähnlichen System mit einer Doppelspitze (!) Marchi/Fischnaller.Die Explosion bot Minute 14: Gäste-Stürmer Rosso war nach Zuspiel von Carnesalini urplötzlich frei vor Davide Zomer, doch der Torwart rettete in höchster Not. Zomer schaltete schnell: Langer Abschlag, Marchi mit der Verlängerung für Fischnaller, der zentral vor dem Tor Gäste-Keeper Rossi anschoss.Von nun an war das Spiel offen. Die beiden fehlenden Rechtsverteidiger machten sich beim FC Südtirol immer deutlicher bemerkbar: Rechts hinten erwies sich als die Sollbruchstelle im FCS-Spiel. Immer wieder kam der Gäste-10er Tiziano Maggiolini an der Grundlinie zum Flanken – und er machte das brandgefährlich. In der 17. Minute zog Fasano nach Maggiolini-Pass direkt ab. Nicht allzu weit drüber.Auf der Gegenseite gingen die Südtiroler nach einer astreinen Kombination 1:0 in Führung. Campo links draußen leicht abseitsverdächtig freigespielt, mit dem Pass zur Mitte, wo Mattia Marchi aus kurzer Distanz gegen die angewurzelten Torwart versenkte (20.).Danach hatten die Weiß-Roten bis zur Halbzeit nur mehr einen einzigen Torschuss (Alfredo Romano, trocken ein paar Zentimeter links vorbei in der 38. Minute.).Ravenna versuchte dagegen, die Unsicherheiten im Defensivverbund zu nutzen. In der 29. Minute strich Guittos Linksschuss nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Eine Minute später grätschte der stets gefährliche Rosso am zweiten Pfosten in eine Maggiolini-Flanke. Der Ball kullerte einen Meter neben das leere Tor.Die Strafe für viele Fouls um den Strafraum herum folgte für den FC Südtirol in der 41. Minute: Nach einer Reihe an gruseligen Versuchen rutschte Divine Fonjack für einmal eine saubere Freistoßflanke aus. Alessandro Campo verlängerte ins eigene Tor.Die zweite Halbzeit: Martin bringt den Rhythmuswechsel, Rossi die EntscheidungDie zweite Halbzeit begann ähnlich matt wie Durchgang eins. Erst nach zehn Minuten zwang Campo nach einem eigenen Ballgewinn mit einem starken Fernschuss Torwart Rossi zu einer sehenswerten Flugparade.Die Änderung des Aggregatzustandes im Spiel ließ sich ziemlich genau auf die 56. Minute festlegen, als Marco Martin mit einem Energieanfall an der Mittellinie den Ball eroberte und in vollem Tempo einen Angriff einleitete. Der brachte zwar nichts ein, aber von nun an ging der FC Südtirol nicht wiedererkennbar aggressiv zu Werke. Phasenweise wurden richtig ansehnliche Kombinationen vorgetragen, und ein Hannes Kiem war zwischendurch minutenlang nicht mehr in der eigenen Hälfte auffindbar. So viele Flanken schlug Kiem.Allein: Allzu oft kam der FC Südtirol nicht zum Abschluss. Fischnaller (60.) zeigte noch den besten Schuss. Manchmal fehlte nur eine kleine Portion Glück.Spielentscheidend war aber eine andere Aktion: Eine Einwechslung bei den Gästen in Minute 71. Herein kam: Paolo Rossi. Für Historiker. Geboren 1982…Paolo Rossi sorgte erst mit zwei Schüssen für erhöhte Alarmbereitschaft im Südtiroler Anhang (76., 78.) und legte in der 81. Minute per Flanke das Siegtor der Gäste auf. Mittelstürmer Vittorio Rosso brauchte nur mehr zum 1:2 abzustauben.Der FC Südtirol legte in der Schlussphase noch einmal eine Schippe drauf, aber erneut fehlte ein Tick Durchschlagskraft. Eine Flanke von Campo und wenige Augenblicke später ein Fallrückzieher von Campo (84.) waren zu wenig für den Punktgewinn.Hier geht es zu einer kurzen Analyse des Spiels.Wer auch unter der Woche über den FC Südtirol diskutieren möchte: Bitte hier entlang.Statistik zum SpielFC Südtirol: Zomer – Kiem, Mirri, Franchini, Martin – Odibe (71. Burato), Fink (49. Mariano Romano) – Campo, Romano, Fischnaller (61. El Kaddouri) – Marchi.Ravenna: Gianmaria Rossi – Carnesaliani, Tagliani, Fasano, Sabato – Cazzola, Fonjock, Maggiolini (71. Paolo Rossi), Guitto – Vittorio Rosso (85. Lapadula), Chianese (79. Gerbino Polo).Tore: 1:0 Marchi (20.), 1:1 Eigentor Campo (41.), 1:2 Rosso (81.)tp