Selbst der ärgste Red-Bull-Verfolger McLaren rechnet sich vor den eigenen Fans beim Großen Preis von Großbritannien am Sonntag (14 Uhr) kaum Siegchancen aus. Im Mutterland des Motorsports will Vettel in Silverstone den Sieg-Hattrick für Red Bull perfekt machen.Den aktuellen Hochrechnungen zufolge wäre am 25. September in Singapur der zweite WM-Titel des Formel-1-Dominators aus Deutschland perfekt. Baut Vettel seinen Vorsprung aber weiter so kontinuierlich aus, ist der WM-Sieg sogar noch früher möglich – je nachdem wie viel Boden die Konkurrenz verliert. „Die Saison von jedem sieht im Vergleich zu Sebastians durchschnittlich aus“, sagte Vettels australischer Teamkollege Mark Webber.Selbst das Komplett-Verbot des Zwischengas-Systems, das das fast unschlagbar scheinende Red-Bull-Team nach eigenen Angaben perfektioniert hat, macht dem in diesem Jahr bereits sechsfachen Grand-Prix-Sieger Vettel keine Sorgen. „Silverstone ist eine meiner Lieblingsstrecken“, hält der Deutsche in seiner unbekümmerten Art den Zweiflern entgegen.Während die Konkurrenz auf eine Trendwende durch die technischen Beschränkungen hofft, glauben viele, dass der eher seltsame Eingriff des Weltverbands mitten in der Saison kaum zu einer neuen Hackordnung führen wird. „Das Leistungsbild wird sich nicht großartig ändern. Der Dritte wird nicht plötzlich Erster sein und der Erste nicht auf einmal Dritter“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.Auch Webber ist unbeeindruckt davon, dass das System, bei dem Auspuffgase beim Abbremsen durch eine Strömung zum Unterteil der Boliden für größere Stabilität genutzt wurden, nicht mehr verwendet werden darf. „Das wird uns genau wie jedes andere führende Team betreffen“, sagte der Australier.Nur: Eigentlich dürfen sich wohl neben Webber höchstens die McLaren-Fahrer Jenson Button und mit Abstrichen Lewis Hamilton noch vage Hoffnungen machen, Vettel zu stoppen. Ferrari-Pilot Fernando Alonso hat bereits 99 Punkte Rückstand. „Ich hätte niemals gedacht, einen so schwierigen Saisonstart zu haben“, zürnte Scuderia-Präsident Luca di Montezemolo, will aber noch nicht von Aufgabe im WM-Rennen reden: „Warten wir lieber noch ein paar Rennen ab.“Bei McLaren gibt man sich realistischer. „Ich denke, es wird schwierig“, sagte der Kanada-Sieger und WM-Zweite Button, der punktgleich mit Webber 77 Zähler Rückstand hat. Und Hamilton – bereits 89 Punkte zurück – klagte im englischen „Independent“: „Der Titel ist weit, weit weg.“Freuen dürfen sich indes die Veranstalter. Der Grand Prix auf der Rennstrecke, auf der 1950 der erste WM-Lauf der Königsklasse überhaupt stattgefunden hat, ist seit Mittwoch „ausverkauft“. „Wir erwarten 90.000 Zuschauer am Freitag, über 100.000 am Samstag und am Sonntag Rekordbesuch mit 120.000 Menschen“, erklärte Direktor Richard Phillips.Der Grand Prix, der vor kurzem wegen der veralteten Infrastruktur noch auf der Kippe stand, geht nach einem Komplett-Umbau des Boxen- und Fahrerlager-Komplexes (Silverstone-Wing) um über 30 Mio. Euro in modernstem Umfeld in Szene.apa/dpa/reuters