„Das ist Scheiße. Im Moment möchte ich am liebsten nach Hause gehen, aber das Leben geht weiter“, klagte der von Pole Position gestartete Vettel, nachdem ihn am Sonntag eine explodierte Bremsscheibe in der 26. Runde jäh gestoppt hatte. Wie schon beim Saisonauftakt in Bahrain war er in Führung liegend von einem Defekt brutal aus allen Siegesträumen gerissen worden. „Das geht mir auf die Eier“, wetterte der Deutsche nach der actionreichen PS-Show von Australien unverblümt. Auch Rekord-Weltmeister Schumacher hatte Pech: Ein Crash in der ersten Kurve machten ihm alle seine Chancen schon zunichte, schnappte sich am Ende aber immerhin mit Platz zehn noch einen WM-Punkt. „Wir waren deutlich schneller als in Bahrain“, bilanzierte der 41-Jährige leidlich zufrieden. Allerdings gewann Mercedes-Teamgefährte Nico Rosberg als Fünfter auch das zweite stallinterne Duell. „Das war okay“, sagte Rosberg zu seiner Platzierung. Hinter Vorjahressieger Button, der mit einer geschickten Reifenstrategie seinen achten Grand-Prix-Erfolg einfuhr, wurde der Pole Robert Kubica nach 58 Runden auf dem Albert Park Circuit im Renault überraschend Zweiter vor Ferrari-Pilot Felipe Massa. Der spanische Auftaktsieger Fernando Alonso führt nach Platz vier weiter die Fahrer- Weltmeisterschaft an. Besonders bitter allerdings war das Aus für Vettel, der seiner Wut über seinen unzuverlässigen Boliden freien Lauf ließ und von Red-Bull-Teamchef Christian Horner am Kommandostand getröstet werden musste. „Sebastian hatte das Rennen unter Kontrolle. Wir verstehen einfach nicht, was da passiert ist. Das ist völlig neu“, meinte Horner. „Das ist sehr ärgerlich. Wir müssen diese Probleme lösen“, forderte Vettel, der schon am kommenden Sonntag in Sepang in Malaysia endlich auf mehr Glück hofft. Schon im Vorjahr hatte ihn eine Vielzahl von Defekten den möglichen WM-Titel gekostet, vor zwei Wochen warf ihn eine kaputte Zündkerze auf Platz vier zurück.Button war nach seinem ersten Sieg nach seinem Wechsel zu McLaren völlig losgelöst. „Fantastisch, unglaublich“, rief der Brite via Boxenfunk. „Es ist ein ganz besonderes Gefühl“, bekannte der Champion, dem vor der Saison bei seinem neuen Arbeitgeber wenig Chancen gegen Platzhirsch Lewis Hamilton eingeräumt worden waren. Nach zwei Rennen liegt Button nun mit 31 Punkten in der WM-Wertung sechs Zähler hinter Alonso (37) und zwei hinter Massa (33) auf Rang drei. Schon die erste Runde des Rennens bot mehr Spektakel als der ereignisarme Saisonauftakt. Kurz vor dem Start begann es zu regnen. Hinter dem davonbrausenden Vettel krachte Button in der ersten Kurve mit seinem McLaren in Alonsos Ferrari und schob den Spanier in Schumachers Mercedes. Der Formel 1-Rückkehrer musste an die Box, um den Frontflügel seines Autos zu wechseln und fiel ans Ende des Feldes zurück. „Damit war das Rennen vorgezeichnet“, meinte Schumacher. Nach einem kapitalen Crash von Sauber-Fahrer Kamui Kobayashi mit dem Williams von Nico Hülkenberg kam das Safety-Car auf die Strecke. Vier Runden später wurde das Rennen wieder freigegeben, sofort nahm die Asphalt-Action auf dem 5,303 Kilometer wieder ihren Lauf. War zuletzt noch Kritik wegen fehlender Überholmanöver laut geworden, gab es diesmal packende Positionskämpfe zuhauf. Taktisch clever wechselte Button als Erster auf Trockenreifen und schob sich damit hinter den souveränen Vettel auf Rang zwei. Dritter war völlig unerwartet Kubica, als Vierter drehte Rosberg seine Runden. Doch es nahte schon der furios fahrende Hamilton, der sich in atemberaubenden Duellen an Lokalmatador Mark Webber und Massa vorbeigeschoben hatte. Auch Rosberg konnte den Briten nicht aufhalten.Schumacher, dessen Boxencrew beim Stopp den linken Vorderreifen fallen ließ, hing dagegen im Hinterfeld fest. „Wir brauchen ein etwas schnelleres Auto“, gestand Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Dann erlebte Vettel sein erneutes PS-Drama. „Es hat einen Funkenschlag auf der linken Seite gegeben, ich habe Vibrationen gespürt. Ich denke, die vordere linke Bremsscheibe ist explodiert“, erklärte der Red Bull-Fahrer. Nun hatte Button freie Fahrt. Kubica konnte Platz zwei gegen den heranstürmenden Hamilton verteidigen und hielt nach dessen zweitem Boxenstopp auch das Ferrari-Duo Massa/Alonso hinter sich. Kurz vor Schluss kollidierte Hamilton noch mit Webber und verlor damit Platz fünf an Rosberg.Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Australien1 Jenson Button (GBR) McLaren 01:33:36,531 Schnitt: 197,144 km/h2 Robert Kubica (POL) Renault +12,0343 Felipe Massa (BRA) Ferrari +14,4884 Fernando Alonso (ESP) Ferrari +16,3045 Nico Rosberg (GER) Mercedes +16,6836 Lewis Hamilton (GBR) McLaren +29,8987 Vitantonio Liuzzi (ITA) Force India +59,8478 Rubens Barrichello (BRA) Williams +01:00,5369 Mark Webber (AUS) Red Bull +01:07,31910 Michael Schumacher (GER) Mercedes +01:09,39111 Jaime Alguersuari (ESP) Toro Rosso +01:11,30112 Pedro de la Rosa (ESP) Sauber +01:14,08413 Heikki Kovalainen (FIN) Lotus +2 Runden14 Karun Chandhok (IND) Hispania +5 RundenAusgeschieden Sebastien Buemi (SUI) Toro Rosso, Timo Glock (GER) Virgin, Nico Hülkenberg (GER) Williams, Kamui Kobayashi (JPN) Sauber, Witali Petrow (RUS) Renault, Bruno Senna (BRA) Hispania, Adrian Sutil (GER) Force India, Jarno Trulli (ITA) Lotus, Sebastian Vettel (GER) Red Bull, Lucas di Grassi (BRA) Virgindpa