Beim FC Bayern war für das Super-Talent Toni Kroos schon einmal die begehrte Nummer 10 reserviert, nun ist er plötzlich in der Nationalmannschaft der Denker und Lenker. Wie schon beim 3:0-Sieg gegen die Türkei soll der gebürtige Greifswalder, der seit diesem Sommer wieder für den Münchner Rekordmeister spielt, auch im EM-Qualifikationsspiel des deutschen Fußball-Nationalteams im fernen Kasachstan die Fäden ziehen. „Er hat das sehr mutig gemacht. Das spricht für seine fußballerischen Fähigkeiten“, lobte der deutsche Bundestrainer Joachim Löw den 20-jährigen Kroos für dessen couragiertes Spiel als Schweinsteiger-Ersatz gegen die Türken.Allein auf die Rolle als Double für Bastian Schweinsteiger, der wegen seiner Fußverletzung auch in Astana fehlen wird, will sich Kroos aber nicht reduzieren lassen. „Ich sehe mich nicht als Schweinsteiger-Ersatz. Ich versuche, es so zu machen wie Toni Kroos“, erklärte er selbstbewusst. Die Rolle im defensiven Mittelfeld interpretierte Kroos schon gegen die Halbmond-Kicker mit Pepp und Offensivdrang. „Es ist bekannt, dass ich im Mittelfeld viele Rollen spielen kann. Ich bin grundsätzlich ein offensiverer Spieler, deshalb war es klar, dass ich die offensivere Sechser-Rolle übernehmen kann.“Schon zu Jugendzeiten – er bestritt 49 Jugend-Länderspiele – spielte Kroos zentral: „Ich konnte da meine Stärken einbringen.“ Bei der U-17-WM 2007 war er bester Spieler – der FC Bayern angelte sich das große Talent, das beim FC Hansa Rostock ausgebildet worden ist. Der damalige Bayern-Manager und jetzige Präsident Uli Hoeneß reservierte für Kroos die Spielmacher-Nummer 10. Den Durchbruch bei den Profis aber schaffte der Hundeliebhaber und Besitzer der Beagle Julius und Lennox erst als Leihspieler bei Bayer Leverkusen. „Kroos wirkt sehr reif“, bemerkte Löw, der ihn mit einem Last-Minute-Platz im WM-Aufgebot für Südafrika belohnte.Klare, präzise Pässe, gefährliche Standards und eine überragende Schusstechnik sind die Stärken von Kroos. Stundenlang habe er dies früher mit Vater Roland gepaukt, berichtete Sohn Toni einmal. Auch Bruder Felix besitzt ein ausgeprägtes Fußball-Gen, hängt aber derzeit in der Reservemannschaft von Werder Bremen fest. „Ich fühle mich auf der Position relativ sicher“, sagte Toni Kroos zu seiner neuen Nationalmannschafts-Rolle, ein großes Einspielen sei nicht nötig. „Wenn da zwei Spieler stehen, die die Qualität mitbringen, dann kann das funktionieren“, sagte er zum Zusammenspiel mit Sami Khedira, der sich neben Kroos mehr defensiv orientiert.Löw bemängelte lange Zeit das fehlende Tempo in den Aktionen des nun schon elfmaligen Nationalspielers. Doch Kroos arbeitete intensiv an der Abstellung seiner Defizite: „Ich habe beispielsweise im physischen Bereich viele Extraschichten eingelegt.“Vor der WM agierte Kroos schon gegen Ungarn und Malta als „Sechser“, in Südafrika wurde er einige Male für diese Position eingewechselt – nun möchte er als Antreiber in Astana das gelungene Jahr 2010 abrunden. „Wir brauchen die gleiche Einstellung wie gegen die Türkei. Es wäre fatal, nach dem optimalen Start etwas herzuschenken. Aber das wird uns nicht passieren“, versprach Kroos im „Kicker“.dpa